Big Fish

Big Fish
(Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht, 2003)

Darsteller: Ewan McGregor, Albert Finney, Jessica Lange, Billy Crudup, Helena Bonham Carter, Marion Cotillard, Steve Buscemi, Danny De Vito
Kamera: Philippe Rousselot
Musik: Danny Elfman
Drehbuch: John August, nach dem Roman von Daniel Wallace
Regie: Tim Burton

Big Fish erzählt die Lebensgeschichte von Ed Bloom – Handelsreisender, Zirkushilfsarbeiter, Romantiker, Fantast. Wir erfahren Details aus seinem Leben durch Geschichten, die er größtenteils seinem Sohn erzählt. Beziehungsweise erzählt hat, denn Ed Bloom liegt im Sterben, und sein erwachsener Sohn will nun endlich wissen, welche der unglaublichen Storys von großen Fischen, riesigen Kerlen und chinesischen Zwillingen nun wahr sind und an welche er fälschlicherweise viel zu lange geglaubt hat.

Tim Burton, der mit Beetlejuice, Batman und Edward Scissorhands tragisch-komisch-dramatisch-seltsame Charaktere geschaffen bzw. adaptiert hat, macht auch in Big Fish aus einer relativ kleinen Geschichte ein buntes Erwachsenenmärchen mit einer schillernden Hauptfigur. Doch diesmal fehlt ein wenig das Schräge, das Düstere, das seine bisherigen Filme und Figuren ausgezeichnet hat (wenn man vom Totalblödsinn Planet of the Apes mal absieht, den ich ihm immer noch persönlich übel nehme). Die Handschrift Burtons tritt sehr in den Hintergrund, und statt des üblichen Gefühls, das ich bisher in seinen Filmen immer so genossen habe – dieses Leicht-neben-der-Spur-Sein –, kann man sich in Big Fish in den Kinosessel kuscheln und einen bunten Reigen an Pastellfarben, Fabelwesen, Weichspülsets und einem konstant grinsenden Ewan McGregor an sich vorüberziehen lassen. Und genau das hat mir an dem Film überhaupt nicht gefallen.

Die Hauptfigur Ed Bloom wird auf dem Sterbebett von einem grantelnden Albert Finney dargestellt, den ich eher senil als sympathisch fand. In den erzählten Rückblenden ist es Ewan McGregor, der sich verzweifelt an einem Südstaatenakzent versucht und damit seine Darstellung sehr einseitig werden lässt. Kurz gesagt: Ich mochte die Hauptfigur einfach nicht, und damit hatte der Film bei mir eigentlich schon nach zehn Minuten verloren.

Ich stand von Anfang an viel mehr auf der Seite von Will, seinem Sohn, der sich sein Leben lang anhören musste, was für tolle Abenteuer sein Daddy erlebt hat und dem es einfach auf die Nerven geht, immer und immer und immer wieder die gleichen Geschichten zu hören. Das Dumme an Big Fish ist: Ich kann es ihm nachempfinden, denn die Geschichten, die wir erzählt bekommen, fand ich persönlich sehr banal und zu wenig aufregend, als dass ich noch mehr von ihnen hätte hören wollen. Die gefühlten 500, die ich in zweieinhalb Stunden mitbekommen habe, reichen voll und ganz.

Der Schluss des Films versöhnt etwas mit dem Rest, denn der fühlt sich auf einmal nicht mehr kitschig, sondern stimmig an, und obwohl mir die Hauptfigur egal war, habe ich Rotz und Wasser geheult, als es mit ihr zu Ende ging. Denn die Botschaft von Big Fish ist eine gute und schöne, und deswegen hat es mich doppelt genervt, dass sie so verquast rübergebracht wurde. Sohnemann Will entdeckt, dass nicht alle Geschichten von Paps erfunden waren, sondern dass dieser in seinem Leben eine Menge erreicht hat, dass er für viele Menschen eine wichtige Person war, dass er geliebt wurde, dass er seine Fußstapfen auf dieser Welt hinterlassen hat. Und er erkennt, dass er ihm nicht so unähnlich ist, wie er immer geglaubt hat.

Ich habe aus Big Fish mitgenommen, dass Eltern nicht nur Nervensägen sind, die unbedingt mit uns Weihnachten feiern wollen, sondern dass auch sie Träume hatten, dass auch sie die Welt verändern wollten und dass auch sie nur eine Möglichkeit gesucht haben, das Beste aus ihren paar Jahren zu machen. Und wenn sie sich dafür Fantasiewelten schaffen mussten, nun gut. Und wenn sich diese im Endeffekt als gar nicht so fantastisch herausstellen, sondern als wahr, umso besser. Big Fish hat mir ins Bewusstsein gerufen, dass ich eigentlich gar nicht weiß, welche Träume meine Eltern hatten und ob sie wahr geworden sind. Und er hat es geschafft, dass ich mal wieder zuhause angerufen habe, einfach so, um Hallo zu sagen, was ich sonst nie mache. Deswegen bekommt Big Fish ein paar versöhnliche „Ja, ging so“-Mitleidspunkte. Schließlich bin ich mit einem ganz flauschigen Gefühl aus ihm rausgekommen, was ich sehr gerne mochte. Wenn nur der Weg zu diesem Gefühl nicht so wahnsinnig langweilig gewesen wäre.

2 Antworten:

  1. “Verquast” ist ein überaus schönes Wort.

  2. Alte Haloscan-Kommentare hier. Dort bitte nicht mehr kommentieren.