November-Journal, 14.11.2012

Mein einziger Dienstagskurs beginnt um 12 Uhr. (Jaha, ich weiß, 12 Uhr, das ist dann, wenn in der Agentur langsam das mittägliche Magenknurren beginnt.) Mein Wecker klingelt jeden Tag um 8; den Luxus gönne ich mir, ihn von 7 vorzustellen, an dem er zu Agenturzeiten immer geklingelt hat. Das heißt, eigentlich bin ich um spätestens 9.15 Uhr geduscht, geschminkt, abgefrühstückt und zu allem bereit – außer das MacBook spielt gerade Serien, die Decke ist so schön warm und ich muss ja erst um 12 in der Uni sein. Anstatt also um 10 in der Bibliothek zu sitzen, guckte ich „Castle“ und „How I Met Your Mother“, dem ich immer zubrülle, please meet her fast, I can’t stand this show anymore, what happened, I used to love you so much, and stop making your fucking fatty jokes, assholes. Dann entschlummerte ich noch mal, denn die Decke ist so schön warm und ich muss ja erst um 12 in der Uni sein. Da ich aber erst um kurz nach 11 wieder wach wurde, war ich erst um 12.14 in der Uni, eigentlich hatte man schon halb angefangen mit dem Porträtkurs, und die schönen Sitzplätze waren auch weg, aber gut, sitze ich halt hinten neben den beiden Blondchen, die lieber quatschen als zuhören.

Ein junger Mann hielt ein Referat über Jan van Eycks Rolin-Madonna, das eher konfus war, mir aber aufzeigte, wie ich mein eigenes Referat strukturieren sollte, das ich in zwei Wochen halte.

Den Probelauf habe ich schon hinter mir, denn nach der Uni saß ich noch vier Stunden in der Bibliothek und las und las und las; danach ging ich in meine Wohnung und wartete auf den temporären Mitbewohner, der die montäglichen Ikea-Einkäufe noch im Kofferraum spazierenfuhr. Ich wartete etwas länger als erwartet, und als ich keine Lust mehr hatte, Twitter zu lesen oder auf dem iPhone Sudoku zu spielen, erzählte ich meinem leeren Schlafzimmer einfach etwas über Hans Memling und seine Andachts-Diptychen. Dabei bemerkte ich, dass ich meinen Referatstoff schon ziemlich gut drauf habe, was mich sehr gefreut hat. Mein Schlafzimmer bestimmt auch.

Den Abend verbrachte ich mit dem temporären Mitbewohner und Herrn Knüwer, der gerade ein paar Tage in München ist. Wir hörten auf eine Empfehlung von Cucina Casalinga, die mir den ältesten Italiener Münchens ans Herz legte, die Osteria Italiana. Kann man machen. Sehr gut sogar.