Die Seele von Dingen

Das schwarze Obstmesser, das ich im Supermarkt neben der neuen Agentur gekauft habe, als ich mir zum Mittag wie immer Obst schneiden wollte und feststellte, dass es in dieser Agentur kein vernünftiges Obstmesser gab. Also kaufte ich ein Obstmesser, benutzte es, wusch es direkt danach ab und legte es in meine Schreibtischschublade bis zur nächsten Mittagspause.

Das Messer begleitete mich danach durch drei weitere Agenturen, in denen ich fest oder frei war. Es kam am ersten Tag mit in die Agentur, wenn die Buchung begann, wohnte in meinem Schreibtisch und kam mit mir wieder nach Hause, wenn die Buchung vorbei war.

Zuhause steht es mit vielen anderen Messern in einem Blumentopf, aber ich habe es hier noch nie benutzt.

Der gelbe Textmarker, den ich gegenüber dem Hauptgebäude der Universität in München gekauft habe. Der letzte Textmarker, den ich mir davor kaufte, war auch gelb und das Kaufdatum muss Mitte der 90er Jahre gewesen sein, als ich in Hannover studierte oder zumindest körperlich in der Uni anwesend war. Mit dem Abbruch des Studiums brauchte ich kein Federmäppchen mehr, ich legte es in meinen Bisley zum Briefpapier, das ich zum letzten Mal mit 16 benutzt hatte, und zu den Schulheften aus der DDR und der Tschechoslowakei, die ich kiloweise gekauft hatte, weil sie so billig waren und die bis heute im Bisley liegen.

In der Kneipe und im Kino reichten, wenn ich mich richtig erinnere, immer Werbekulis. In der Agentur brauchte ich erstmals wieder einen Textmarker und ging dafür in das gut gefüllte Lager, in dem Geschäftspapiere in allen Größen lagen, Umschläge, Aktenordner und alles, was man so in Schreibtischschubladen findet. Der erste Gang in jeder neuen Agentur ging immer in diesen Raum und ich nahm immer Post-its, einen Kuli, einen Rotstift und einen gelben Textmarker mit.

Als ich knapp 20 Jahre später nach dem ersten Versuch wieder zur Uni ging, erinnerte ich mich an mein Federmäppchen, nahm es aus dem Bisley und entdeckte den gelben Textmarker. Er hielt noch ein Semester lang durch und wurde dann in einem Copyshop durch einen anderen gelben und einen grünen ersetzt.

Das Sonntagsgeschirr meiner Großeltern ist weiß, hat einen Goldrand und reicht für acht bis zwölf Personen, je nachdem welche Teller man braucht. Als meine Oma starb, blieb es zunächst bei Opa, der es kaum noch benutzte; als er schließlich auch starb, war es meins. Ich bewahrte es in Hannover in einem alten Schrank auf, der ebenfalls von meinen Großeltern stammt. Als ich 1999 nach Hamburg zog, kam das Geschirr mit: Ich zog in eine 30 Quadratmeter kleine Wohnung, in die vier Ikearegale passten, meine Schlafcouch und mein Schreibtisch. Und das Sonntagsgeschirr meiner Großeltern für acht bis zwölf Personen, für die in der Wohnung nicht mal ansatzweise Platz gewesen wäre.

Das Bild von Karl und mir, das gerahmt im Esszimmer steht.

Mein Teddybär.

Luise, die ein bisschen schuld daran ist, dass ich Kunstgeschichte studiere.

Mein Nasenring, der seit 28 Jahren meinen linken Nasenflügel ziert und das auch noch tun wird, wenn ich irgendwann tot bin und verbrannt werde.

Zehn Fragen, zehn Antworten

Seit gefühlten Monaten geistert dieses Stöckchen durch die Blogs – irgendjemand stellt dir zehn Fragen und du solltest theoretisch zehn neue an zehn weitere Menschen stellen. Und ich sitze hier und warte und sitze UND WARTE und niemand schmeißt nach mir! Ich war menschlich zutiefst enttäuscht von der ganzen Blogosphäre, die doch nach fast zwölf Jahren bravem Bloggen wissen sollte, wie gerne ich Fragebögen beantworte. Endlich hat sich Tinowa meiner erbarmt und mir gestern abend was hingeworfen. Das hier nämlich:

1. Wie organisierst Du Dein Schreiben im Blog?

Ich verstehe die Frage nicht ganz – was muss man denn beim Schreiben organisieren? Ich schreibe halt los, wenn ich was zu sagen habe. Bei den meisten Einträgen weiß ich, wo ich hin will, die schreiben sich dann recht zielgerichtet. Bei anderen merke ich erst beim Tippen, was ich eigentlich mitteilen möchte; die werden dann gerne stunden- oder tagelang überarbeitet, bis sie so klingen, als hätte ich von Anfang an gewusst, wo ich hin will. Ich kann mich aber auch durchaus an Artikel erinnern, bei denen ich mittendrin dachte, ach, das will doch eh keiner wissen bzw. das will ich doch nicht mit der Öffentlichkeit teilen, die ich dann gelöscht habe. Das waren aber sehr wenige.

Oder geht es um die Zeit, die ich mir fürs Blog nehme? Die nehme ich mir nicht, die habe ich. Und wenn ich sie nicht habe, wird nicht gebloggt. Den inneren Druck, den ich mir früher gemacht habe („… und immer an die Leser denken“), habe ich schon längst abgelegt. Ich muss hier mal gar nix.

2. Gibt es digitale Tools, Die Dir bei Deiner Arbeit essentiell weiterhelfen? Welche?

Wenn meine Arbeit Werbung ist, ist das Internet zur Informationsbeschaffung wichtig (Google, Wikipedia, Kundenwebsites), wenn die Uni meine Arbeit ist, der digitale Bibliothekskatalog der UB oder Stabi (Buchsuche), verschiedene Datenbanken (zum Beispiel Kubikat und jstor für Kunstgeschichte, Historical Abstracts für Geschichte) und Twitter (dumme Fragen zu Zitatregeln, Fußnoten und Layout in Hausarbeiten).

Wenn du mit digitalen Tools sowas wie Endnote oder Papers meinst – kapiere ich beides nicht. Endnote habe ich mir im ersten Semester zugelegt (bekommen wir von der Uni umsonst), fand es aber extrem benutzerinnenunfreundlich. Für Papers habe ich im zweiten Semester Geld ausgegeben, fand es freundlicher, aber für mich immer noch seltsam überflüssig. Ich bin es durch die Arbeit in der Werbung gewohnt, mit langen Texten auf vielen Seiten umzugehen, die vor vielen verschiedenen Inhalten strotzen, die alle übersichtlich kommuniziert werden müssen. Vielleicht komme ich deswegen ziemlich problemlos mit den Hausarbeiten, ihren Fußnoten und meinem Berg an Literatur klar. Vielleicht ändert sich das aber auch gnadenlos während der Bachelorarbeit. Wir werden sehen. Momentan nutze ich Word, meinen Kopf und eine übersichtliche Ordnerstruktur auf dem MacBook.

3. Wie kann man sich Deinen typischen Arbeitsplatz/Schreibtisch vorstellen?

Aufgeräumt. Ich hasse es, im Chaos zu arbeiten. Ich kann im Chaos rumlungern und lesen und Serien gucken und Kekse essen, aber ich kann darin nicht arbeiten. Meine Schreibtische sind derzeit Esstische, einer in Hamburg und einer in München. Normalerweise steht auf ihnen Dekozeug, aber wenn sie zum Schreibtisch werden, kommen Tischläufer und Vasen weg und alles, was dann noch auf ihnen steht, sind mein Rechner, die ganzen Unterlagen, die ich brauche, Teekanne, Teetasse, Stövchen, Milchkännchen. Okay, in München steht auch noch ein goldener Glitzerhirsch rum, der wohnt da halt.

4. Mach ein Foto von Deiner aktuellen Lektüre!

lesestoff

Den Darnton lese ich erst seit gestern, mit dem Unendlichen Spaß habe ich im November angefangen, glaube ich. Das Ding ist LAAAAANG. Aber es wird allmählich TOOOOOLL. Während des Semesters lese ich unglaublich viel für die Uni; seit diesem Semester, in dem Geschichte mein Nebenfach ist und nicht mehr Musikwissenschaft, sogar noch mehr. Ich wollte gerade schreiben, dass ich so gut wie nichts mehr zum Vergnügen lese, aber das ist Blödsinn: Alles für die Uni ist immer noch ein großes Vergnügen. Es führt allerdings dazu, dass ich selbst abends im Bett nicht mehr lesen möchte, was eigentlich seit Jahrzehnten mein liebstes Einschlafritual ist.

5. Hast Du ein Lieblingszitat? Welches?

„Sometimes too much to drink is barely enough.“

Angeblich von Mark Twain, aber dem wird ja jedes zweite Zitat im Internet zugeschrieben; alle anderen sind von Ambrose Bierce oder Gandhi. Ich habe natürlich auch eine Batterie an motivierenden, gut gelaunten Zitaten im Hinterkopf, aber wenn ich motiviert und gut gelaunt bin, brauche ich keine Zitate, und wenn ich unmotiviert und schlecht gelaunt bin, will ich erst recht nicht, dass mich Twain, Bierce oder verdammt noch mal Gandhi vollquatschen. Aber ich finde es beruhigend zu wissen, dass auch Herr Twain (oder sonstwer) sich ab und zu mal aus therapeutischen Gründen die Lichter ausschießt. Mache ich inzwischen sehr selten (man wird ja nicht jünger), aber manchmal muss das sein, dieses Sich-selbst-weh-tun, damit irgendwas anderes weniger weh tut.

6. Machst Du mit Deinem Handy Fotos oder Videos? Wenn ja, was zeigen diese zumeist?

Die Videos, die ich mit meinem Handy gemacht habe, kann ich an einer Hand abzählen. Das ist überhaupt nicht mein Medium. Auf meinen Fotos sind geschätzt zu 90 Prozent Essen, Weinflaschen oder Bücher zu sehen.

7. Auf welches Kommunikationsmedium könntest Du am wenigsten verzichten?

Internet bzw. Mails und Twitter. Gibt’s noch was anderes?

8. Gib uns einen Tipp, welche Veranstaltung man 2014 auf keinen Fall verpassen sollte!

Die Veranstaltungen, auf die ich persönlich mich schon sehr freue, sind die Fußball-WM, das Oktoberfest und der „Ring“ in Bayreuth. Ansonsten beglückwünsche ich mich seit drei Semestern für den Studienstandort München: bayerische Feiertage sind echt großartig. Super-Veranstaltungen!

9. Wenn Du für ein Projekt Deiner Wahl drei Jahre frei gestellt und voll finanziert wärst, was würdest Du machen?

Den Master in Kunstgeschichte. Mit einem Freisemester mittendrin, in dem ich nichts anderes mache, als mir Museen und Kirchen in ganz Europa anzugucken. (Und mich durch alle Weinkeller Europas zu trinken.)

10. Was wärst Du gerne von mir gefragt worden? Beantworten darfst Du diese Frage gleich mit.

In einem der Fragebögen, die niemand nach mir geworfen hat, stand die schöne Frage, was Oma oder Opa an guten Ratschlägen hatten. Da musste ich sofort an meine Oma denken, die immer, wenn meine Schwester und ich als Kinder bei ihr im eisigen Schlafzimmer übernachteten, launig sagte „Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm“, während sie die braune Steinhängerflasche an unsere Füßchen schob, die mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Handtuch umwickelt war.

Bis heute schlafe ich in kalten Zimmern und achte brav darauf, dass meine Füße warm sind.

Nein, Internet, du kriegst keine neuen zehn Fragen. Ich bin immer noch eingeschnappt!

< quote >

„Aber das war beim besten Willen nicht der Film James O. Incandenzas, den die Zuschauer am meisten hassten. Der meistgehassteste Incandenzafilm, ein in der Länge variierender Streifen mit dem Titel Der Witz, kam nur ganz kurz in die Kinos und auch damals nur in die wenigen übrig gebliebenen Prä-InterLace-Programmkinos im studentischen Milieu etwa von Cambridge, Massachusetts, und Berkeley, Kalifornien. Und begreiflicherweise zog man bei InterLace auch nie in Betracht, ihn in den Puls-Order-Katalog aufzunehmen. Auf den Vordächern, Plakaten und in den Anzeigen, mit denen die Programmkinos für den Film warben, musste sinngemäß stehen „DER WITZ“: Sie sind gut beraten, wenn Sie nicht noch Geld dafür berappen, diesen Film zu sehen, was Programmkinohabitués naturgemäß für eine raffinierte ironische und werbekritische Pointe hielten, also berappten sie für die papiernen Eintrittskärtchen, marschierten in ihren Pullundern, Tweedjacken und Dirndlkleidern hinein, betankten sich an der kleinen Bar mit Espresso, suchten ihre Plätze, setzten sich und brachten wie immer vor einer Filmvorführung Beine und Oberkörper in die ideale Haltung, sahen sich mit dieser spezifischen leeren Aufmerksamkeit im Kino um und sagten sich, dass die Bolex-H32-Kameras mit den drei Objektiven – die eine von einem gekrümmt dastehenden alten Hünen gehalten und die andere komplex fixiert auf dem überdimensionierten Kopf eines Jungen mit komischer Vorwärts-Krängung, dem anscheinend ein Stahlspieß aus dem Brustkorb ragte –, die Stammgäste sagten sich, dass die großen Kameras unten neben den rot beleuchteten EXITS zu beiden Seiten der Leinwand vielleicht Werbe- bzw. Antiwerbezwecken oder einer metafilmischen Making-Of-Dokumentation oder so dienten. Jedenfalls bis das Saallicht runtergedimmt wurde, der Film anfing und auf der großen Leinwand nur eine Weitwinkelaufnahme ebendieser Programmkinobesucher zu sehen war, die mit ihren Espressi hereinkamen, ihre Plätze suchten, sich setzten, umsahen, zurechtruckelten und den Partnerinnen mit den Glasbausteinen auf den Nasen kenntnisreiche kleine Prä-Film-Kommentare über den Zahlen-Sie-nicht-für-das-hier-Slogan und die mutmaßliche künstlerische Signifikanz der Bolex-Kameras zuraunten, sich auf den Film einstellten, während das Saallicht runtergedimmt wurde, und die Leinwand ansahen (und damit sich selbst, wie sich herausstellte) mit der kaltlächelnden Gespanntheit auf anspruchsvolle Unterhaltung, ein Lächeln, das dann, wie die Kameras und die Projektion ihrer Aufnahmen auf die Leinwand zeigten, aus den Mienen der Zuschauer schwand, als diese mit immer weniger gespannten und zunehmend leeren, dann verwirrten und schließlich vergnatzten Mienen reihenweise sich selbst beim Sichselbstansehen sahen. Die Gesamtlaufzeit von Der Witz endete immer genau dann, wenn auch der letzte Stammgast, der mit übereinandergeschlagenen Beinen im Kino ausgeharrt und sein vergrößert auf die Leinwand projiziertes Bild angesehen hatte, das mit diesem spezifischen Degout eines angewiderten und sich geneppt fühlenden Programmkinostammgasts auf ihn herabsah, gegangen war, was am Ende zwanzig Minuten nur überschritt, wenn Kritiker oder Filmwissenschaftler im Publikum saßen, die mit endloser Faszination beobachteten, wie sie sich beim Notizenmachen beobachteten, und erst gingen, wenn sie der Espresso schließlich aufs Klo zwang, was für Ihn Selbst und Mario das Zeichen war, Kameras, Objektivtaschen und Koaxialkabel hektisch zusammenzupacken und wie der Teufel zum nächsten Interkontinentalflug von Cambridge nach Berkeley oder von Berkeley nach Cambridge zu rennen bzw. zu wackeln, schließlich mussten sie ja an beiden Orten rechtzeitig zu den Vorführungen alles aufgebaut haben und verbolext sein. Mario sagte, Lyle hätte gesagt, Incandenza hätte ihm im Vertrauen erzählt, ihm gefiel es gerade, dass Der Witz von so öffentlicher Stasis, Schlichtheit und Blödheit sei, und die wenigen Kritiker, die den Film mit dem weitschweifig vorgetragenen Argument verteidigten, die schlichte Stasis beinhalte gerade die ästhetische These des Films, wären wie immer total auf dem Holzweg.“

David Foster Wallace (Ulrich Blumenbach, Übers.): Unendlicher Spaß,* Köln 2011, S. 569–571 von 1899 (eBook).

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Links vom 22. Februar 2014

Mützen Müssen

Herr Buddenbohm war mit Sohn I und II beim Mützenmacher.

„Das ist natürlich nicht irgendwas, so eine liebevoll hergestellte Mütze. Das ist DIE Mütze, speziell für genau dieses Kind aus genau dieser Stadt, persönlich hergestellt vom Mützenspezialisten. Mit Erklärungen und Live-Arbeit. Es sieht aus, als würden die Kinder vor dem Laden vor Stolz platzen, als sie die Mützen aufsetzen. Ganz gerade gehen sie und sehen dabei ab und zu hoffnungsvoll zum Himmel, denn der Meister hat ihnen gesagt, dass die Mützen erst dann ganz richtig passen, wenn sie im Hamburger Nieselregen zwei-, dreimal ordentlich nass geworden sind. Und ausgerechnet heute regnet es nicht, auf gar nichts kann man sich mehr verlassen in dieser Stadt.“

Techniktagebuch

Das kannte ich noch gar nicht, das Techniktagebuch. Felix hat es gestern verlinkt, und ich liebe den Untertitel: „Ja, jetzt ist das langweilig. Aber in zwanzig Jahren!“

Andrew Strong

Dann hatte ich plötzlich Take me to the river im Ohr, twitterte die Talking-Heads-Version, erinnerte mich aber auch an den wunderbaren Film The Commitments und googelte mal nach dem Sänger. Der klingt immer noch so toll wie früher, auch wenn seine Hörproben arg mainstreamig sind. Aber ich mag ja mainstreamig.

ZEITmagazin-Wochenmarkt

Und dann freue ich mich noch über meine zweite Kolumne im ZEITmagazin.

zeitmag Kopie

Ein biografisches Dankeschön …

… an Marie Sophie, die mich mit Marieluise Fleißer. Eine Biographie* von Hiltrud Häntzschel überraschte. Von Fleißer habe ich letztes Jahr Fegefeuer in Ingolstadt an den Münchner Kammerspielen gesehen, das mich sehr beeindruckt hat. Ich war nach dem Stück hin und weg von den Möglichkeiten des Theaters und gleichzeitig von der schlichten und gleichzeitig kraftvollen Sprache Fleißers. Daher stehen ein paar Werke auf meinem Wunschzettel – und eben ihre Biografie, denn die klang genauso spannend wie ihre Texte. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

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American Hustle

Die ersten 20 Minuten ist mir der Film ziemlich auf den Zeiger gegangen, weil ich so mit den Kostümen, Frisuren und Möbeln beschäftigt war und kaum auf die Handlung achten konnte – die 70er Jahre überwältigen mich einfach zu sehr mit ihrem „Guck mich an, ich bin ein riesiger Kragen, eine 50-Zentimeter-Föhnwelle, ein Ausschnitt bis zum Bauchnabel und ein Soundtrack mit 70 Instrumenten“. Aber dann fängt American Hustle an, richtig gut zu werden, was er bis dahin wahrscheinlich auch schon war, aber ich war eben abgelenkt.

Christian Bale und Amy Adams spielen ein Con-Artist-Pärchen, auf das irgendwann ein Kriminalbeamter (Bradley Cooper) aufmerksam wird, der die beiden aber nicht verknacken, sondern ihre Fähigkeiten zu seinen Gunsten nutzen will. Aus den Kriminellen werden also kurzfristig Menschen, die im Sinne des Gesetzes arbeiten, wenn auch mit ihren alten Mitteln. Oder etwa nicht? Was an American Hustle so toll ist: Man weiß nie so genau, wer jetzt mit wem und warum und wogegen. Eigentlich sollten die Fronten geklärt sein, aber Herr Bale hat noch eine Ehefrau (Jennifer Lawrence), die mit Frau Adams nicht so klarkommt, Frau Adams ist gar keine Britin und vermutlich nicht in Herrn Cooper verknallt, was dieser aber glaubt, der hat zudem auch noch einen Menschen im Hintergrund, und dann gibt es noch seinen Vorgesetzten, der gar nicht so rüberkommt und dauernd eine moralische Geschichte übers Eisangeln anbringen will, was mit zu den seltsam-schönsten Dialogen gehört, die ich kenne. Der Film ist viel mehr als nur eine kleine Story mit viel Augenpulver drumrum, sondern erzählt von Lebensentwürfen und -träumen, dass Gut und Böse sehr nahe zusammenliegen können und vieles gemeinsam haben und dass es im Endeffekt egal ist, wer oder was man ist, Hauptsache, man ist nicht alleine.

Everyone I have ever slept with

(Überschrift natürlich geklaut bei Tracy Emin)

Du warst im Zug in ein anderes Land und ich dachte, ich wäre in einem Zug in ein anderes Leben und für den Weg zwischen Nürnberg und Wien waren wir zusammen und ich weiß nicht mehr, wie du heißt.

Du warst der mit der Freundin und dem geradeschlussgemacht, dem Hotelzimmer, dem Shirt von ihr, das ich jetzt trug, und dann warst du die Freundin mit dem geradeschlussgemacht, die ihr Shirt wiederhaben wollte und dem Abend, an dem wir viel redeten und viel tranken und du hast nach Erdbeersekt geschmeckt und ich habe dir die Haare gehalten und dir das Shirt wiedergegeben.

Du warst eine Feder, du hattest Flügel, ich hatte noch nie so wenig Gewicht auf mir und du hattest zarte, leichte Flügelfinger und einen weichen, geflügelten Rücken und das Licht war zart und leicht und weich und hatte Flügel und ich hatte sie auch.

Du warst derjenige mit der anderen Augenfarbe.

Du warst eine Party, auf die ich nicht wollte, ein Song, den ich nicht mochte, ein Bier, das nicht schmeckte und ein Auto, das nur Blödmänner fahren.

Du warst ein Geheimnis, das keines war, und du hast mir einen Brief geschrieben, von dem ich bis heute bereue, dass ich ihn irgendwann weggeworfen habe.

Du warst der, der plötzlich weg war. Du warst ausgefranst, unscharf. Ich wiederholte ein Best-of unserer Momente in meinem Kopf, aber es hörte immer mittendrin auf. Ich wartete jahrelang auf die Fortsetzung, aber sie kam nicht. Deine Bilder waren wie eine alte Videokassette, die immer schlechter wurde, je öfter man sie abspielte.

Du warst eine Überraschung und du trägst einen Namen, den ich viel zu oft in meinem Leben gehört habe, aber das wusste ich damals noch nicht.

Du warst der, bei dem ich sicher war.

Du warst der, der mir weh tat.

Du warst die Einsamkeit.

Du warst die Neugier.

Du warst ein fremdes Land und eine fremde Sprache und gleichzeitig derjenige, bei dem man beim „Hallo“ wusste, wo die Geschichte enden wird und ich habe „Hallo“ gesagt, weil ich sie genau dort enden lassen wollte.

Du warst der, bei dem jemand anders sagte, du wärst der für mich, und das warst du auch, aber ich war plötzlich nicht mehr ich und deswegen warst du plötzlich nicht mehr du und ich googele immer noch nach dir und gucke bei Maps, wo du wohnst.

Du warst der mit den Händen.

Rez: „Ein Bild sagt mehr als tausend Pixel“

Ich hatte am Wochenende schon auf Twitter auf den Aufsatz Ein Bild sagt mehr als tausend Pixel? Über den Einsatz digitaler Methoden in den Bild- und Objektwissenschaften von Ruth Reiche, die auch twittert, und Celia Krause hingewiesen. Da ich aber glaube, dass der Hinweis alleine dem wie ich finde spannenden Text nicht gerecht wird, meine ich jetzt noch ein bisschen rum. Das wird keine wissenschaftliche Auseinandersetzung (dann dürfte ich auch nicht zur Wikipedia linken), sondern mal wieder ein Zusammenführen von Dingen, über die ich unter anderem im bisherigen Studium gestolpert bin. Ihr guckt mir also quasi beim Denken zu. Theoretisch könnte ich über jeden Text, den ich für die Uni lese, einen derartigen Blogbeitrag schreiben, denn für mich ist immer noch alles neu und toll und aufregend, und ich freue mich bei jedem Text über Wissensinseln, die mir bekannt vorkommen und an denen ich andocken kann.

Krause und Reiche wollen mit ihrem Aufsatz „die mit Bildern arbeitenden Wissenschaften in der Landschaft der Digital Humanities verorten“, indem sie „aktuelle Potentiale der Bildverarbeitung ausloten“ und „die Arbeit mit digitalen Bilddaten ansprechen“ (1). Sie beginnen mit einem Vergleich zwischen Text- und Bildwissenschaften. In Texten ließen sich digitale Hilfsmittel besser einsetzen, da Texte „nach standardisierten Regeln erfasst und ausgezeichnet“ (2) sind. Bilder und Objekte wie Statuen hingegen folgten keinen Mustern und seien daher schwerer auszuwerten.

Aber wieso müssen Bilder überhaupt ausgewertet werden? „In Analogie zum Begriff des linguistic turn forderte man damals die Hinwendung zu einer Bildwissenschaft, die sich an den praktizierten Methoden und Fragestellungen der allgemeinen Sprachwissenschaft orientieren und auch interdisziplinäre Ansätze verfolgen sollte. Die Funktionen von Bildern sollten sich nicht darin erschöpfen, in ihnen eine bloße Abbildung der Wirklichkeit oder eine dem Text untergeordnete Illustration zu sehen.“ (3) Auf den linguistic turn folgte der iconic turn, bei dem Bildern ein ähnliches „semantisches System“ (4) wie Worten zugrunde gelegt wurde.

Auf den iconic turn bin ich bei meinem Referat über Felix Thürlemanns Text Nicolas Poussin – „Die Mannalese“. Staunen als Leidenschaft des Sehens gestoßen, an dem ich fast verzeifelt wäre. Thürlemann nutzt einen semiotischen Ansatz für das Bildverständnis – im Gegensatz zu etwa einem soziologischen oder feministischen Ansatz. Semiotik ist allerdings für mich ein Buch mit siebenhundert Siegeln und ihre für mich schwer nachvollziehbaren Erkenntnisse auf ein Bild anzuwenden bzw. überhaupt den Text zu verstehen, hat mich ein paar konzentrierte (aber natürlich lohnende) Nachmittage in der Bibliothek gekostet. (Hier steht eine kürzere Fassung des Textes, in dem Thürlemann auf das titelgebende „Staunen“ eingeht, das aber nicht semiotisch begründet. DEN TEXT hätte ich eher verstanden.) Thürlemann entschlüsselt das Bild aufgrund dreier Erzählebenen, die mit der Figurengruppe am linken Bildrand beginnt: die Caritas Romana, in der eine junge Frau nicht ihr Kind stillt, sondern eine ältere Person, um sie vor dem Hungertod zu retten. Diese Gruppe ist quasi die Anleitung, wie das ganze Bild der Mannalese zu verstehen ist: Gott rettet die Israeliten vor dem Hungertod, indem er Manna regnen lässt. Die dritte Erzählebene ist übergeordnet: Die Mannalese weist auf das Wunder der Eucharistie hin, in der wir als Gläubige ebenfalls durch Nahrung (Abendmahl) gerettet werden. Wir beginnen also mit einem wunderbaren Ereignis (Caritas Romana, eine antike Darstellung), erkennen das Wunder (Mannaregen, Altes Testament) und verstehen schließlich das Mysterium (Eucharistie, Neues Testament). Und wenn sich das in Kurzfassung schon kompliziert anhört, dann lest mal den gesamten Text.

Krause und Reiche weisen darauf hin, dass in der Bildwissenschaft meist das Abbild eines Kunstwerks anstatt das Werk selbst die Grundlage für eine Beschäftigung mit ihm ist (genau wie hier der Link zur Mannalese steht anstatt eine Anleitung zum schnellen Beamen in den Louvre, um das Bild im Original zu sehen). Sie erwähnen Walter Benjamins Aufsatz Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (♥), der bereits vor 80 Jahren darauf hingewiesen hat, dass einem Abbild stets die Aura des Originals fehle. Digitale Abbilder von Kunstwerken hätten dafür aber andere Vorteile: Sie zerlegten das Ausgangsmaterial in Daten, die mit Metainformationen angereichert werden können. Das heißt, diese Daten können nicht nur betrachtet, sondern weiterverarbeitet und ausgewertet werden. Als positives Beispiel eines digitalen Abbilds verweisen die Autorinnen zum Beispiel auf Digitalisate von mittelalterlichen Handschriften, die man als Datei schonender für das brüchige Ausgangsmaterial und vor allem in ungleich größerer Auflösung betrachten kann. Ein weiteres Beispiel ist das Google Art Project, durch dessen hohe Auflösung und Erreichbarkeit per Mausklick dem Betrachter eine genussvolle Rezeptionserfahrung zur Verfügung stehe, die ihm im Museum nicht möglich wäre.

Um nun Objekte digital erfassbar zu machen, müssten sie, genau wie Wortdateien, in ihre Bestandteile zerlegt werden. Krause und Reiche erwähnen den Kabarettisten und Aktionskünstler Ursus Wehrli, der in seinen Büchern Kunst aufräumen genau das schon erledigt habe. Ich habe sehr über das Zitat zum Buch „Klarheit schaffen, wo es am wenigsten Sinn macht“ gelacht.

Herrn Wehrli kenne ich aus einem anderen Zusammenhang, denn Kunst aufräumen (TED-Talk) ist natürlich viel zu clever als dass die Werbung nicht was daraus macht. Die Kampagne für Bisley-Büromöbel hat so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sieht auch hübsch aus, ist aber gnadenlos geklaut.

Die Autorinnen belegen anhand von Kunst aufräumen und einem Baselitz-Porträt die Fehlbarkeit, aber gleichzeitig auch die Nützlichkeit von computererfassten Bilddaten (Abschnitte 18 bis 24 – die solltet ihr euch wirklich durchlesen, das ist sehr clever und nachvollziehbar. Und es gibt was zu Gucken). In Abschnitt 29 wird’s dann noch spannender, denn da werden die Werke von Mondrian und Rothko visualisiert. Krause und Reiche zitieren Lew Manowitsch, der „mit Hilfe von ImagePlot, einem vom Software Studies Lab entwickelten Macro für das frei verfügbare Bildanalyse-Tool ImageJ, die Entwicklung visueller Merkmale innerhalb eines Bilddatensets“ (5) darstellen kann. Wo man auf den ersten Blick glaubt, die beiden Maler würden sich stilistisch ähneln – was wir mal verneinen –, erkennt man beim genaueren Hinsehen eine zeitliche Abfolge, in der sich die Farbigkeit der Werke entwickelt. Ich fand es sehr spannend, eine künstlerische Entwicklung in einem Screenshot erkennen zu können.

In weiteren Abschnitten wird auf Data Driven Art eingegangen, eine für mich gerade sehr attraktive Kunstform. Das angesprochene Beispiel ist Jason Salavon und sein Werk MTV’s 10 Greatest Music Videos of All Time von 2001, das die Farbstimmung der Videos wiedergibt. Was ich faszinierend fand: Ohne ein einziges Bild zu erkennen, hat man die Videos sofort vor Augen.

Der Aufsatz gibt dann eine Übersicht über verschiede Anwendungsmöglichkeiten von digitalen Instrumenten, entweder zur „Erfassung und Erschließung“ oder zur „Analyse und Auswertung“ (6). Eines davon ist zum Beispiel die Emblematica Online, eine Kooperation zwischen der University of Illinois und der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Ein Emblem besteht aus einem Motto (Lemma), einem Bild (Icon) und einem Text (Epigramm), und als wir an der Uni über Embleme als Kunstrichtung sprachen, fiel mir mal wieder der Zusammenhang mit der Werbung ein, denn klassische Anzeigen funktionieren genauso: aussagekräftige Headline, starkes Bild, kurze Copy. Wir Werbefuzzis klauen echt alles.

Ein weiteres Beispiel: What Makes Paris Look Like Paris? In der zitierten Arbeit untersuchten Forscher, ob sich Städte anhand visueller Elemente erkennen lassen und nutzten dazu Bilder von Google Street View. Diese Arbeit wäre in Deutschland also nicht möglich gewesen. Keine Ahnung, ob Berlin wirklich wie Berlin aussieht, wenn alles verpixelt ist.

Mein Liebling: FACES – Faces, Art, and Computerized Evaluation Systems, ein Projekt, das Gesichter erfasst, um Muster in Bilddatenbanken zu finden. Logisch. Bereits im ersten Semester übermannte mich die Panik, niemals genug Bilder gesehen haben zu können, um wirklich Vergleiche anzustellen oder Verbindungen zu erkennen. Wie toll wäre es, ein Programm zu haben, das mal eben das ganze Mittelalter nach Ähnlichkeiten durchforstet? Wobei diese Ähnlichkeit gerade den gemalten Damen wieder zum Verhängnis werden könnte, denn die sollten damals – spätestens seit Botticelli – hauptsächlich hübsch sein (und daher sehen sie alle gleich belanglos aus – hey, ganz wie heute mit Photoshop). Eine Frau, die Ghirlandaios Bild eines Großvaters entspricht, wird man vermutlich deutlich schwerer finden, denn gerade in der Renaissance galt die irrwitze Annahme, dass ein guter Mensch auch so aussehe und böse Menschen daran zu erkennen seien, dass sie eben äußerlich nicht ganz so schnuckig sind. Manchmal glaube ich, diese Annahme hat sich bis heute ganz gut gehalten.

Den Schluss des Aufsatzes bildet ein Ausblick bzw. ein Katalog an Wünschen und Erwartungen an die digitale Kunstwissenschaft. Ich zitiere aus Abschnitt 51 und 52:

„Da die digitalen Bildwissenschaften aufgrund der hohen technischen Komplexität im Umgang mit Bilddaten momentan gegenüber den über schriftsprachliche Texte forschenden Wissenschaften noch im Rückstand stehen, sind Fragen nach der Übertragbarkeit digitaler Methoden und Verfahren von hohem Interesse. Zum einen ist danach zu fragen, welche Methoden und Verfahren, die bisher vornehmlich im Bereich der Philologien erarbeitet wurden, auf den Gegenstandsbereich der Kunst- und Objektwissenschaften übertragen werden können, zum anderen, wo die Grenzen dieser Übertragbarkeit liegen und disziplinspezifische Überlegungen geschehen müssen.

Bei der Etablierung der Fächer Digitale Kunstgeschichte und Digitale Archäologie wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, wenn die jeweiligen Fachgemeinschaften zumindest in größeren Teilen ähnliche Wege beschreiten und sich zunächst auf ihre speziellen Eigenschaften als Bild-/Objektdisziplinen in Abgrenzung zu den Text-/Sprachdisziplinen besinnen würden. Auch ein Austausch mit der Bibliothekswissenschaft, bei der Fragen der Erschließbarkeit und Aufbereitung im Vordergrund stehen, sollte als ein Bestandteil digitaler Fächer erwogen werden.“

Und als Rausschmeißer der Rausschmeißer:

„Abschließend lässt sich konstatieren, dass im Einsatz digitaler Methoden starke Potentiale für die Bild- und Objektwissenschaften verborgen liegen. Mit ihrer Anwendung unternimmt man bereits einen ersten wichtigen Entwicklungsschritt in Richtung einer digitalen Wissenschaft. Eine transdisziplinäre digitale Bildwissenschaft in dem Sinne wird es unserer Einschätzung nach jedoch kaum geben, denn jede Fachgemeinschaft (Kunstgeschichte oder Archäologie) wird aller Voraussicht nach ihren eigenen Weg finden und computerunterstützte Forschung auf individuelle Fragestellungen hin ausrichten. Dem teils immer noch verbreiteten Vorurteil, dass sich aus digital vorliegenden Bildern keine nennenswerten Informationen über den Bildinhalt extrahieren lassen, sondern allein über händisch von Fachexperten erstellte Metadaten gearbeitet werden muss, kann entgegengesetzt werden, dass man relevante Metadaten heutzutage nicht nur mit Hilfe einer ›Crowd‹, sondern sogar aus den Bildinformationen selbst generieren kann. Ein digitales Bild lässt sich also nicht nur in einzelne Pixel zerlegen, sondern es können über eine Analyse der Anordnung bzw. Verteilung dieser Bildpunkte Informationen über den Bildinhalt gewonnen werden, was weit über die Feststellung, ein digitales Bild sei eine Ansammlung von Bildpunkten, hinausgeht. Wir können also die eingangs aufgeworfene Frage, ob ein (digitales) Bild mehr sagt als tausend Pixel, getrost mit einem ›Ja‹ beantworten.“ (7)

(1) Vgl. zu den ersten drei Zitaten Krause, Celia/Reiche, Ruth: „Ein Bild sagt mehr als tausend Pixel? Über den Einsatz digitaler Methoden in den Bild- und Objektwissenschaften“, in: Kunstgeschichte. Open Peer Reviewed Journal, 2013 (urn:nbn:de:bvb:355-kuge-354-6); http://www.kunstgeschichte-ejournal.net/354/ (abgerufen am 10. Februar 2014), Abschnitt 2.
(2) Ebd., Abschnitt 3.
(3) Ebd., Abschnitt 4.
(4) Ebd.
(5) Ebd., Abschnitt 29.
(6) Ebd., Abschnitt 36.
(7) Ebd., Abschnitt 56.

Links vom 10. Februar 2014

„Ein ziemlich befreiendes Gefühl“

Anselm Reyle macht mal Pause:

„Die Welt: Ihre Kritiker werden sagen: “Der Reyle war halt immer eher Unternehmer als Künstler. Und jetzt hat er durch die Wirtschaftskrise Probleme und hört einfach auf.”

Reyle: Die Wirtschaftskrise habe ich vor fünf Jahren viel stärker gespürt. Die Ausstellung 2009 in der Gagosian Gallery in New York hat mich damals gerettet, sonst wäre ich wahrscheinlich pleite gewesen. Und seitdem läuft es wieder gut mit den Verkäufen. Das ist nicht das Problem.

Die Welt: Aber ein Sammler, der fünf große Reyles aus allen Werkphasen zu Hause hängen hat, könnte sich fragen: “Hat der Künstler das jetzt doch nicht so intensiv gefühlt?”

Reyle: Das ist wahrscheinlich ein Denkfehler, wenn man annimmt, dass jedes Mal, wenn ein Künstler ein Bild macht, er dabei die intensivsten Erlebnisse hat. Das würde ich bestreiten. Ich glaube nicht, dass Andy Warhol bei jedem Siebdruck gleich die Tränen kamen.“

Katia Kelm schreibt dazu:

„ich kenne persönlich nur einen grosssammler der auf messen mit einkaufswagen geht. der jedenfalls wollte nie wissen, wie ich mich bei der arbeit gefühlt habe. ausser meinen beziehungsstatus wollte er auch sonst nie etwas wissen, weil er sich eh in der liga sieht, die MIR meine arbeit erklärt.

eine arbeit, die er vor 13 jahren gekauft hat, hat er immer noch nicht ausgepackt, ich habe aber die hoffnung noch nicht ganz aufgeben dass er eines tages anruft, wenn er die arbeit ausgepackt hat, und mich nach meinen gefühlen fragt.

nein, jetzt mal im ernst: ich gebe zu dass ich noch nie über gagosian verkauft hab. ich kann also nicht mit völliger sicherheit sagen, wie gross das interesse an künstlergefühlen ist bei sammlern, die sich bilder für ne halbe million leisten können.“

Uns hat man schon im ersten Semester eingebläut, bloß nie auf das zu achten, was Künstler oder Künstlerinnen über ihre Werke sagen. Ich nehme an, darunter fallen auch die Gefühle, die diese eventuell bei der Arbeit hatten. Als KunsthistorikerInnen sollen wir jedenfalls von den Werken ausgehen, von der Umgebung, von den Einflüssen, aber wir sollen gnadenlos nicht lesen, was die ProduzentInnen von Kunst über ihre Werke sagen. Wir wissen anscheinend auch besser als sie, was sie wollten.

George Clooney saves puppies from Nazis

Am 20. Februar läuft Monuments Men in den deutschen Kinos an. Wir haben in unserem Provenienzseminar sowohl über den Film als auch über das ihm zugrundelegende Buch gesprochen, und beides kam nicht ganz so gut an – wobei ich es natürlich nicht lassen konnte, auf den Unterschied zwischen den Ansprüchen an einen Unterhaltungsfilm und an eine ernsthafte kunsthistorische Auseinandersetzung hinzuweisen. Die Geschichte der Momuments Men, die natürlich auch aus Monuments Women bestanden, war ja klar, ist allerdings spannend genug, um mir den Film trotzdem anschauen zu wollen. Auch wenn er gerade von der Washington Post liebevoll zerrissen wurde:

„“Monuments Men” is so bad I will save you the trouble and expense of seeing it with the following summary. To make the film a bit more coherent, I’ve substituted the word “puppies” for art.

Over in Europe, the Second World War is raging, and Clooney is very worried about the puppies. He takes this concern directly to Franklin Delano Roosevelt, whom we recognize from the jaunty angle of his cigarette holder. He explains to the President of the United States the basics of the allied invasion of Germany. He uses a big map with arrows on it, with the Russians coming in from the east, and the allies moving in from France and Italy. Caught in the middle of these armies are a whole lot of puppies. Clooney says he doesn’t want to live in a world without puppies. (…)

There are two particularly cute puppies who help structure the rest of the film, and — spoiler alert — Germany loses the war and both puppies are rescued just in time from the mean old Russians who, when it comes to puppies, are almost as bad as the Germans.“

Über die Pressekonferenz zum Film auf der Berlinale, die anscheinend genauso scheiße war wie der Film, gibt’s übrigens auch einen schönen Artikel:

Berlin: The Longest Day for ‘Monuments Men’

„Finally, a Greek reporter wondered if Clooney had a proposal for how Greece could get its cherished art works back from Britain. (Cue Hugh Bonneville to look uncomfortable, as if he might be called upon to answer on behalf of Britain and fans of “Downton Abbey” around the world.) Ever the diplomat, after making a predictable joke about never having a proposal, the perennial bachelor nodded and said that Greece probably has a good case, and getting the Elgin Marbles back probably would be a good idea, yeah. This led to a headline in Variety, “George Clooney Tells Britain to Return Art Treasures,” which further inspired a Facebook quip from critic John Powers, “Britain Tells George Clooney to Remake The Monuments Men, Properly This Time.”

Other potential headlines from the press conference: “Bob Balaban Continues to Look Diminutive and Shy, Says Nothing”; “Hugh Bonneville Realizes the Difference Between PBS Celebrity and the Real Thing (and Says Nothing); and “Jean Dujardin Smiles Beautifully While Hating These Fucking Germans for Not Asking Him One Fucking Question.”“

Links vom 8. Februar 2014

Against Playing the Short Game: In Defense of Art History

Der Artikel von Tina Rivers passt hervorragend zu dem ersten Lesetipp von gestern. Auch hier wird eine Lanze für die Kunstgeschichte gebrochen – und zwar aus einem interessanten Grund (Hervorhebungen von mir):

„[T]hough our world used to be dominated by the dissemination of text, our society is increasingly dominated by visual modes of communication. In the coming years, it’s likely that visual literacy will become a key skill, alongside textual literacy, for workers throughout our economy. This is why it’s important for President Obama to understand that art historians don’t simply teach the historical development of artistic styles; more critically, we teach people how to look at images. I don’t think he would make a public statement against teaching our children to read … so why should he implicitly ridicule teaching people how to read images, when images are now as important as text in the construction of our common culture?“

Ich bin im bisherigen Studium bereits mehrmals über die Diskussion Kunstgeschichte versus Visual Studies (Bildwissenschaften) gestoßen. Welche Art der Lehre ist die heute angemessene? Muss sich die Kunstgeschichte mehr mit digitalen Bildern, Werbung, Comics und anderen modernen Bildelementen befassen, was aber den Terminus „Geschichte“ ad absurdum führen würde? Einer meiner Profs meinte mal scherzhaft, alles nach 1980 würde er ignorieren, das sei noch keine Geschichte. Im Gegensatz dazu beschäftigen sich die Visual Studies mehr mit heutigen Symbolen und Zeichen, die uns umgeben, aber vernachlässigen sie nicht genau die lange Historie, die hinter ihnen steckt? Müssen sich die zwei Fächer ergänzen, sollten sie verschmelzen, sollten sie sich noch strikter trennen?

Die Frage nach der heutigen bildlichen Darstellung berührt unter anderem die Gender Studies, die es inzwischen natürlich auch in der Kunstgeschichte gibt (Linda Nochlin* und Griselda Pollock** sei dank). Wir haben im letzten Semester den Text What do „Bildwissenschaften“ want? von Sigrid Schade gelesen, die ziemlich erbost darüber ist, dass die Kunstgeschichte sich erst jetzt mit dem feministischen Blick auf Bilder befasst, denn genau das tun die Visual Studies und die Genderforschung seit über 30 Jahren. Zusätzlich beklagt sie, dass die Kunstgeschichte, die traditionell eine männliche Wissenschaft über männliche Kunstwerke ist, weiterhin Exklusionsstrategien nutze, indem sie Erkenntnisse der Genderforschung nachträglich als ihre eigenen ausgebe.

* Hier steht Nochlins grundlegender Aufsatz Why have there been no great women artists? von 1971. Ich zitiere aus dem Dictionary of Art Historians zu ihrer Person: „Instead of attempting to elevate minor women artists to a status of males artists of the period, the article focused on the “feminist gaze,” and the coded, gender-biased reception [of] major art works, then and today.“

** Hier (Link startet pdf-Download) findet sich das gekürzte Vorwort von Pollock zu ihrem Buch Vision and Difference: Feminism, Femininity and the Histories of Art.

(Erster Link via coldethyl)

Recycled Beauty

Ignant präsentiert eine schöne Serie von Stillleben, die aus Weggeworfenem oder einmalig Benutzem zusammensetzen. Produziert wurden sie von Laurie Frankel und Diane Gatterdam.

Olympia-Ruinen in Sarajewo – Schanze im Minenfeld

Weniger Kunst, mehr Geschichte: Spiegel EinesTages guckt sich an, was aus den Sportstätten in Sarajewo geworden ist.

„Auch die Olympiaanlagen, auf die die Bevölkerung und die Welt jahrelang so stolz waren, wurden in den zerstörerischen Sog des Krieges hineingezogen. Aus der einst modernsten Bobbahn der Welt, in der DDR-Athlet Wolfgang Hoppe zweimal Gold holte, wurde ein Artillerieposten für serbische Freischärler. Das Kosevo-Stadion, in dem 1984 die pompöse Eröffnungsfeier stattfand, wurde von den Kämpfen schwer zerstört, seine Überbleibsel wurden zur Begräbnisstätte umfunktioniert. Und in der Zetra-Olympiahalle, wo Kati Witt ihre erste Goldmedaille gewann, lagerten neben Essensrationen der Luftbrücke bald auch Leichen. Es war einer der wenigen Orte in der Stadt, an dem es konstant kühl war. Nach einem Bombenangriff im Sommer 1992 brannte die Zetra-Halle komplett aus und lag in Schutt und Asche. Die Holzsitze des Stadions wurden laut “New York Times” als Material zum Zimmern von Särgen verwendet.“

Links vom 7. Februar 2014

How Art History Majors Power the U.S. Economy

Der Artikel ist schon etwas älter (2012), aber die Argumentation für das angeblich sinnlose, weil nicht-einträgliche Studium von Fächern wie Kunstgeschichte und Philosophie stimmt immer noch: Wenn alle nur noch BWL und Jura studieren, haben wir bald bergeweise arbeitslose BWlerInnen und JuristInnen. Deswegen sollte ruhig alle, die Lust dazu haben, Kunstgeschichte und Philosophie studieren. Das scheinen sowieso nicht allzu viele Menschen zu sein:

„According to the National Center for Education Statistics, humanities majors account for about 12 percent of recent graduates, and art history majors are so rare they’re lost in the noise. They account for less than 0.2 percent of working adults with college degrees, a number that is probably about right for recent graduates, too. Yet somehow art history has become the go-to example for people bemoaning the state of higher education.“ (…)

Contrary to what critics imagine, most Americans in fact go to college for what they believe to be “skill-based education.” A quarter of them study business, by far the most popular field, and 16 percent major in one of the so-called Stem (science, technology, engineering and math) fields. Throw in economics, and you have nearly half of all graduates studying the only subjects such contemptuous pundits recognize as respectable. (…)

The argument that public policy should herd students into Stem fields is as wrong-headed as the notion that industrial policy should drive investment into manufacturing or “green” industries. It’s just the old technocratic central planning impulse in a new guise. It misses the complexity and diversity of occupations in a modern economy, forgets the dispersed knowledge of aptitudes, preferences and job requirements that makes labor markets work, and ignores the profound uncertainty about what skills will be valuable not just next year but decades in the future.“

Im Artikel wird auch angesprochen, dass viele Studierende sich überlegen, was sie verdienen wollen, bevor sie sich für ein Studienfach entscheiden. Das klingt sinnvoll, aber wer sich nur daran orientiert, was später auf der Gehaltsabrechnung steht, hat wahrscheinlich deutlich weniger Spaß am Job als die Menschen, die zuerst ihren Neigungen folgen und dann der Kohle. In einem Text über Frauenbildung der letzten 200 Jahre bin ich über eine Stelle gestolpert, die immer noch in mir grummelt. Dort wurde aufgedröselt, welche Fächer eher von Männern und welche eher von Frauen belegt werden. Die Antwort: Männer studieren Fächer, die Prestige und ein höheres Einkommen erwarten lassen, Frauen das, auf das sie Lust haben. Was in den leidigen Diskussionen um die Gender Pay Gap ja immer gerne vorgebracht wird: Würden wir Mädels mal so was Sinnvolles wie Wirtschaftswissenschaften studieren anstatt französische Literatur, würden wir auch mehr Geld verdienen.

Wie wäre es, wenn wir das umdrehen? Anstatt den Jungs weiter einzureden, sie müssten irgendwas Geldwertes studieren, damit sie brav eine Familie ernähren können, die sie nie sehen, weil sie bis 22 Uhr im Büro sitzen – wäre es nicht viel toller, wenn wir dieses Prestigedenken auf den Müllhaufen der Soziologie werfen und uns alle nur noch mit Dingen beschäftigen, die uns interessieren? So wie wir schlauen Frauen das anscheinend schon tun, dabei aber natürlich unseren Marktwert böse ignorieren – den wir übrigens auch auf irgendeinen Müllhaufen werfen können, wenn wir schon dabei sind.

Ja, naiver Vorschlag, ich weiß. Ich wollte ihn aber wenigstens loswerden, damit es nicht wieder heißt, dem Feminismus sind die Männer egal.

Kunst auf Armlänge: Jerry Saltz über Selfies

Das Monopol-Magazin (das übrigens das erste war, das ich auf meinem geliebten iPad mini abonniert habe) schreibt sehr ausführlich über Selfies aus kunsthistorischer Sicht:

„Auf gewisse Weise orientieren sich diese Selfies am alten griechischen Theaterkonzept der Methexis – ein Partizipationsmodell, in dem der Sprecher das Publikum direkt anspricht, ein wenig wie wenn Filmkomiker direkt in die Kamera grimassieren.

Schließlich und faszinierenderweise wurde das Genre nicht von Künstlern erfunden – sondern von uns allen. Man könnte das Selfie gewissermaßen als Folklore verstehen, und als solche hat es schon jetzt die Sprache und das Lexikon der Fotografie erweitert. Selfies dokumentieren das moderne Leben, wobei sowohl Akademie wie auch Kuratoren sie bisher weitgehend ignorieren. Das wird sich allerdings ändern: In hundert Jahren steht uns durch die gewaltige Menge von Selfies ein unglaubliches Archiv der kleinen Details des Alltags zur Verfügung. Man muss sich nur mal vorstellen, was es alles zu sehen gäbe, wenn man Millionen Selfies aus den Straßen des antiken Roms hätte. (…)

Im Gegensatz zur traditionellen Porträtkunst brauchen Selfies keinen hochtrabenden Überbau. Sie gehen einen anderen Weg – oder gar keinen. Theoretiker wie Susan Sontag und Roland Barthes erkannten in allen Fotographien Zeichen von Melancholie und Tod. Aber Selfies sind nicht für die Ewigkeit gedacht. Sie erinnern an den Hund aus dem Cartoon, der auf die Frage nach der Uhrzeit immer „Now! Now! Now“ kläfft.

Adererseits lassen sich durchaus Bausteine einer kunsthistorischen und visuellen DNA finden, aus denen die Strukturen und Wurzeln der Selfies entstanden sind. So gibt es ja zum Beispiel auch alte analoge Fotos, auf denen Leute Kameras vor sich hinhalten, um sich selbst zu fotografieren. (Beliebt war das Motiv zum Beispiel, um das letzte Bild einer Filmrolle zu verknipsen, damit man den Film zum Entwickeln geben konnte.) Aber als Genre blieb diese Art des Porträts undefiniert, verschwommen und uncodiert. (…)

Ich bin bei weitem nicht der Erste, der das Selfie für eine signifikante Gattung hält. Schon 2010 schrieb der Künstler und Kritiker David Colman in der „New York Times“, das Selfie sei mittlerweile „so allgemein verbreitet, dass es die Fotografie als solche verändert.“ Colman zitierte dabei seinerseits den Kunsthistoriker Geoffrey Batchen, für den sich im Selfie zeige, „wie sich die Fotografie von einem Medium der Erinnerung zu einem Kommunikationsmittel wandelt”. Mir wiederum gefällt am Selfie vor allem, dass wir nach dem Fotografieren noch etwas anderes damit anfangen: wir veröffentlichen es. Was wiederum ebenfalls so etwas Ähnliches wie Kunst ist.“

Zur Selbstporträt des Parmigianino, das dem Artikel voransteht, haben wir in Kunstgeschichte noch gelernt, dass das durchaus Absicht sein könnte, dass die Hand des Künstlers so deutlich sichtbar ist. Im 16. Jahrhundert nahmen sich KünstlerInnen erstmals als solche war und nicht nur als HandwerkerInnen, insofern ist es naheliegend, dass Parmigianino sein „Arbeitswerkzeug“, das, was ihn besonders macht und auszeichnet, so prominent darstellen wollte.

Twitterlieblinge Januar 2014

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Fischfilet à la Bordelaise

Lust auf Fisch gehabt. Fertigzeug im Supermarkt gesehen. Mich daran erinnert, dass Frau Elise ihre selbstgemachte Version neulich auf Twitter gepostet hatte. Seelachsfilet gekauft, Rezepte gegoogelt, mir die Zutaten rausgepickt, die ich hatte, und in 30 Minuten leckeres Futter auf dem Teller gehabt. Optisch allerdings noch etwas verbesserungswürdig. Nächstes Mal.

bordelaise

50 g weiche Butter mit
50 g Semmelbröseln,
1 Knoblauchzehe, fein gehackt,
1 EL Tomatenmark und
1/2 Bund Petersilie, fein gehackt, vermischen. Die Semmelbröselmenge ist geschätzt; ich hatte ungefähr 80 g und das war deutlich zuviel; deswegen sieht das auf dem Bild auch so brockig aus.

300 g Seelachsfilet in eine leicht geölte Auflaufform geben, salzen und pfeffern. Die Buttermischung entweder im Zerkleinerer pulverisieren oder, wenn man wie ich in München keinen Zerkleinerer hat, alles mit der Hand zu einer Kugel kneten und die dann flachpatschen. Egal wie – alles auf den Fisch geben und für 15 Minuten im auf 200° vorgeheizten Ofen backen. Bei mir gab’s noch Zucchini und Karotten aus der Pfanne dazu. Binsenweisheit zum Schluss: schmeckt natürlich besser als industriegefertigt, auch wenn’s nicht ganz so sexy wie auf ’ner TK-Packung aussieht.