Lazing on a FridaySaturdaySunday afternoon

Sich beim nächtlichen Gewitter aus Schreck ans Brusthaar vom Kerl flüchten. Irgendwo im Unterbewusstsein fürchterlich glücklich darüber sein, sich an Brusthaare flüchten zu können, wo man früher nur mit dem Teddy tiefer unter die Bettdecke gekrochen ist. Sich eingestehen, dass man sich bei Blitz und Donner fürchtet und sich daran erinnern, mal darüber nachgedacht zu haben, bei Gewittern im Auto schlafen zu wollen. Physikunterricht verfluchen.

Erdnussbutter mit Himbeergelee auf fluffigem Weißbrot. Das Gefühl genießen, wenn die Masse am Gaumen kleben bleibt und sich beim Zungenschnalzen wieder löst.

Sich aufs Babysitten des Patenkindes freuen. Sich ebenso darauf freuen, nach ein paar Stunden wieder kinderlos zu sein.

Den Brombeeren, die überraschend auf der Terasse aufgetaucht sind („Waren die letztes Jahr auch schon da? Nee, oder?“), beim Wachsen zugucken.

Another new kid on the blog: religionsfreiheit ist ein Gemeinschaftsblog und irgendwie noch im Entstehungsprozess. Ausgangspunkt war bei Chuzpe, mehr Infos gibt’s auf der dunklen Seite.

„Nicht die Schönheit entscheidet, wen wir lieben, sondern die Liebe entscheidet, wen wir schön finden.“

Viktor de Kowa

Bloggen für Geld

Elke nimmt am 5. Blogathon teil und bloggt am kommenden Samstag 24 Stunden lang jede halbe Stunde. Wer sie und damit Heifer International unterstützen möchte, kann sich hier registrieren und sich hier auf Elkes Spendenliste setzen lassen.

He said, she said

„Das klingt alles ziemlich lustig, aber stellt Euch einfach vor, Eure Oma oder Mutter säße im Firmenmeeting. Und zwar nicht nur einmal, sondern immer. Mit Mitspracherecht. Da möchte man schreiend rauslaufen und brüllen, daß man so nicht arbeiten kann.“

(Andrea Diener über Seniorenstudenten)

„Ich (damals): Zynisch? Heißt das, ich scheitere zwischendurch, finde mich dann damit nicht zurecht, und versuche das alles via schrecklichem Humor zu kompensieren? Das klingt aber traurig! So will ich nicht werden!“

(Der 30jährige shhhh in einem Interview, das er mit seinem 20jährigen Ich geführt hat)

„ich überlegte weiter, was passieren könnte, als ich die ewig lange hauptstrasse zurück fahre. es könnte dieser bordstein sein, den ich immer ungern hochfahre, weil er eben verdammt hoch ist, oder einer dieser schweren abschleppwagen, die immer zu schnell fahren. oder ein später UPS wagen, der fahrer in feierabendmission, die familie wartet mit spinatnudeln zu hause, er nimmt die ampel in dunkelgelb, wer weiß. und was würde ich denken, in diesem moment ? wenn es der bordstein wäre, würde ich vielleicht zeitgleich mit dem knack meiner schädeldecke “scheiße” denken, oder was völlig unpassendes wie schneider wibbel, köttbullar, herd aus ? und dann ?“

Lu fragt sich, wie lange Schnecken zum Sterben brauchen, wenn sie ihr Haus verloren haben .

„Die Rechtschreibreform ist das Dosenpfand der Germanistik.“

Der Spiegel über die … äh … Rechtschreibreform, die anscheinend das Dosenpfand der Germanistik ist (Artikel leider nicht online).

Slowing down

Probehalber dann doch mal das verteufelte RSS-Dingensda ausprobieren. Nach drei Wochen wieder die Finger davon lassen. Lieber die eigenen Bookmarks absurfen oder sich durch fremde Blogrolls hangeln als alle 20 Minuten nachgucken, ob irgendwo was Neues ist. Eigene Geschwindigkeit des Lesens. Selber Dinge finden anstatt sie finden zu lassen.

Die Liebe zu Papier wiederentdecken. Der Spiegel ist sowieso immer im Rucksack. Neuerdings gesellt sich die FAZ dazu und die FAS. Sich seltsam sentimental zuhause fühlen in der alten Rechtschreibung. Wie alte Fotos angucken oder Weihnachslieder singen. SpOn seltener anklicken. Salon wird weiter gerne und abgöttisch verehrt und verschlungen. Aber nicht gleich morgens, sobald der Rechner an ist. Erst nach der Zeitungslektüre.

Ausgiebig kochen. Auch wenn der Tag lang war, nach dem Tag noch frisch einkaufen und frisch zubereiten. Geschmack wiederfinden, der schon längst von Fertiggerichten überdeckt worden schien. Kräuter auf der Fensterbank züchten, die man nur aus Streudosen kannte. Dauert länger. Schmeckt aber auch länger.

Spazierengehen. Immer noch gerne mit dem Auto durch die Gegend fahren und den Fluss der Bewegung genießen. Inzwischen aber auch die Wege durch Hamburg zu Fuß erkunden. Merken, dass Brennnesseln nach dem Regen wie Waldmeister duften. Das frische Holz an Baustellenabsperrungen überdeckt den Asphaltgeruch. Auf der Lieblingsstrecke die Grünphasen der Fußgängerampeln besser kennen als die der Autoampeln. Einen Laden für Bonsais entdecken, einen anderen, der Lampen und Diaprojektoren aus den 70er Jahren verkauft. Ein kleines Büro im Souterrain wird auch am Wochenende von eifrigen Designern an leuchtenden Computern bevölkert. Der Dönerladen daneben hat anscheinend immer geöffnet.

Pseudoshoppen. Durch Hamburgs Passagen gehen und in Imbisse reinschnuppern, in Bagelläden und Chinamänner. Im Kopf die ganze Speisekarte genießen und weitergehen. An Klamotten entlangstreicheln, ohne sie anzuprobieren, dutzende von Duftstreifen proberiechen, ohne sich für ein Parfum zu entscheiden, in CDs reinhören, ohne sie mitzunehmen.

Die Welt vor der Tür lassen. Den Bücherstapel auf Nacht- und Schreibtisch niedriger lesen. Überhaupt: mehr lesen, weniger Kino. Mehr Bücher, weniger DVDs. Aber auch: weniger Weblogs, weniger iPod, weniger Summen im Hintergrund, weniger Geflacker. Leiser tippen.

50 Jahre Karmann Ghia

Im AutoMuseum Wolfsburg findet noch bis Ende September eine Ausstellung zum knuffigen Hausfrauenporsche statt. Diese Formulierung, für die mich sämtliche Fanclubs des Autos steinigen werden, habe ich übrigens aus einer Sendung des NDR, der am vorvergangenen Wochenende über das privat organisierte 50-Jahre-Treffen in Georgsmarienhütte berichtete, zu dem sich über 500 Karmann Ghias aus aller Welt eingefunden hatten. Ich fand den Bericht (leider nicht online) aus zweierlei Hinsicht sehr spannend: Erstens hatten sie einen der Konstrukteure von damals da, der mit leuchtenden Augen zwischen seinen ganzen blitzblank polierten Babys stand und von den unvergleichlichen Linien schwärmte, die heute ja gar nicht mehr so umgesetzt werden könnten wegen Frontantrieb und ähnlichem. Es war sehr schön, ihm dabei zuzusehen, wie er gerührt war von den ganzen Fans, die das Auto auch noch nach 50 Jahren so gerne mögen wie er damals.

Und zweitens habe ich die ganze Zeit nach meiner Schwester Ausschau gehalten, die selbst einen Karmann in der Garage hat, mit dem sie gnadenlos zu weißdergeierwievielen Fanclub-Treffen fährt, auch wenn es Stunden und Tage dauert. Ihrer ist von 1969, unrestauriert (mir wurde aufgetragen, das zu schreiben) und hat eine Sonderlackierung, die selbst VW auf Nachfrage nicht benennen konnte. Mein Schwesterherz sagt „milchkaffeebraun“ dazu. Das „unrestauriert“ kann nach dem Treffen leider nicht mehr stehen bleiben, denn zehn Kilometer vor Georgsmarienhütte erlitt Schwesterchens Schatz einen Steinschlag und eine dementsprechend zersplitterte Frontscheibe. Wie gut, dass sie gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit hunderten von Gleichgesinnten war, denn so fand sich ziemlich schnell jemand, der eine Ersatzscheibe besorgen und auch gleich einbauen konnte. Meine Schwester trauert dennoch der alten Scheibe hinterher, denn die zierten noch ein ADAC- und ein Teroson-Aufkleber von 1969.

(Edit: Meine Schwester hat mir gerade gemailt, dass ihr Wagen immer noch als unrestauriert gilt. Und sie bedankt sich nochmals beim Göttinger Händler Lars Neuffer für die neue Scheibe und die schnelle Hilfe. Reklame-Modus off.)

(Und wenn ich groß bin bzw. mir einen zweiten Tiefgaragenplatz leisten kann bzw. es genügend Parkplätze für sechs Meter lange Autos in der Hamburger Innenstadt gibt, kaufe ich mir auch einen Oldtimer. Allerdings einen amerikanischen. Quod erat expectandum.)

V

Der Trailer für V for Vendetta lässt sich ganz gut an. Ich lese gerade auf Befehl vom Kerl den Comic, damit ich in der Kritik großkotzig „Ist nicht so gut wie die Vorlage“ nölen kann.

(Mach ich doch nie.)

(Öhm.)

Radio Eriwan will wissen:

Ich habe mir am Wochenende die komplette erste Staffel von Frasier gegönnt. Die Serie ist auf Deutsch völlig an mir vorbeigegangen, was auch daran gelegen haben kann, dass ich Cheers nicht wirklich mochte. Frasier finde ich arg normal und sehr nach Sitcom-Baukasten geschrieben, aber trotzdem unterhaltsam. Was mir allerdings aufgefallen ist: Die ganzen Anrufer ins Frasiers Radioshow sind namhafte bis halbwegs namhafte Promis. Ich nehme an, diese nette kleine Nebenbei-Idee ist in der deutschen Übersetzung gnadenlos unter den Tisch gefallen, oder? Anyone?

(Noch 13 Tage, bis die vierte Staffel von 24 erscheint.)

Lesung

Jürgen Albertsen liest im Rahmen der Raumwandler-Lesungen in München am 31. Juli.

Qvest reborn

Wie sagte die FAZ gestern so schön: Gutes kommt wieder. Qvest erscheint nach einem Jahr Zwangspause erneut, optisch etwas gewandelt, inhaltlich angeblich noch besser. Order it – very soon, wie die Website verspricht.

Mich! Mich! Mich!

Gefakte Wahlplakate auf Initiative von Cicero (via Ivy) und echte Wahlplakate aus den letzten 50 Jahren (via Dahlmann).

1,5

Anke: Woher wissen deine Haare eigentlich, dass sie sich locken sollen?

Kerl: In jeder meiner Extremitäten steckt unglaubliche Intelligenz.

(Alles Liebe zum Anderthalbjährigen, allerliebster Lieblingskerl von allen Kerlen dieser Welt, auch wenn du auf meinen Glückwunsch heute morgen nur mit einem brummigen „Hm? Was? Achjarrrzzzz“ reagiert hast. Gefährlich ist’s, den Kerl zu wecken.)

Von Verdun nach Verona

In den Schützengräben von Millionen von TV-Sendern. Die Schrapnelle der Talkshows, Gerichtsshows und Politainmentmagazine zischen über die Köpfe der Kämpfer für das Gute, Wahre, Schöne. Es regnet in Strömen, das Wasser unterspült das Schlachtfeld, das mit den Leichen vieler Kameraden bedeckt ist. frank sitzt geduckt an einem Erdwall. Er hat alles gesehen, alles miterlebt. Die Zeit an der Front hat ihn gezeichnet. Mir verhärteten Zügen blickt über den Grabenrand und knurrt lakonisch: „Die Jungs da draußen brauchen wenigstens ihre Feldration nicht mehr, die sind jetzt im Entertainmenthimmel“ und reißt mit den Zähnen eine Packung gefriergetrocknetes Popcorn auf. Gierig schlingt er die unansehnliche Masse hinunter, nur keine Zeit verlieren bis zur nächsten Sendung, nur dem Feind keine Angriffsfläche bieten aus Hunger nach guter Unterhaltung. Es ist kalt. Die Nacht senkt sich langsam über die Massaker, die am Tage passieren und bedeckt schwarz und unheilvoll, was noch kommen wird. Leidensgenosse smal kriecht zu frank hinüber, seine Hände rissig vom ständigem Klicken der Fernbedienung, sein Atem sichtbar. „Hast du noch ne Programmzeitschrift?“ frank sucht kurz in seinem tarnfarbenen Rucksack, schiebt ein Plüschteletubby beiseite, den Feldspaten, die zerfingerten Landkarten, die ihn und smal durch unwegsames Gelände bringen sollen. Er findet ein zerfleddertes Etwas – TV Digital? TV Movie? oder doch nur die Fernsehbeilage der Ilmenauer Neuen Presse? Egal –, was sich smal mit einem geübten Griff unters Hemd schiebt. „Diese verdammte Kälte.“ frank nickt. Schweigend sitzen die beiden nebeneinander und beobachten das bläuliche Geflacker aus tausend Bildschirmen, die sie umzingelt haben. „Irgendwas Gutes heute abend?“ fragt smal leise, wohl wissend, dass es kaum Hoffnung gibt. „Silvester Countdown“ antwortet frank, während ihn ein Hustenanfall schüttelt. „Kenn ich nicht“, gibt sma zurück. „Ich auch nicht, aber ich spür’s beim Pinkeln, der Film taugt was.”

Vom Buch zum Film

Der Guardian veröffentlicht jede Woche eine kurze Beschreibung einer Adaption von Buch zu Film, wer die jeweiligen Autoren bzw. Regisseure sind und ob die Übernahme in ein anderes Medium geglückt ist. Alle bisherigen Adaptations of the week finden sich hier. Die aktuelle Beschreibung befasst sich mit Kiss of the Spider Woman:

How book and film compare: Though the film’s narrative generally sticks close to the novel it excises Puig’s lengthy footnotes about clinical assessments of homosexuality, and replaces Molina’s fetishisation of real movies with a single, fictitious Nazi-style piece, which is recreated at intervals throughout the story. Much of the detail of Molina’s lifestyle is lost in the adaptation, and the “spider woman” is presented as another of Molina’s films – whereas she appears in Puig’s original as the final image of Arregui’s own fantasy as he is tortured.

Inspirations and influences: As an evocation of high camp, Kiss of the Spider Woman brought gay cabaret style into mainstream movies, paving the way for American treatments of similar themes, such as Torch Song Trilogy (1988). It also marked a turning point for Latin American cinema, in the doldrums after the politically inspired cinema novo of the 1960s and 1970s.