The Lord of the Rings: The Two Towers

The Lord of the Rings: The Two Towers
(Der Herr der Ringe: Die zwei Türme, USA/NZ 2002)

Darsteller: Elijah Wood, Sean Astin, Ian McKellen, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Christopher Lee, Liv Tyler, Cate Blanchett, Hugo Weaving
Drehbuch: Frances Walsh, Philippa Boyens, Stephen Sinclair, Peter Jackson, nach dem Roman von J.R.R. Tolkien
Kamera: Andrew Lesnie
Musik: Howard Shore
Regie: Peter Jackson

(Drei Kritiken zum Preis von einer. Nach dem ersten Sehen des Films war ich nicht begeistert. Nach dem zweiten allerdings um so mehr. Vom dritten und vierten Mal ganz abgesehen. Hier also zuerst die Kritik nach dem ersten Sehen, dann die weiteren Eindrücke, die ich ursprünglich im Weblog gepostet hatte.)

The Two Towers erinnert mich ein bisschen an das mittlere Kind einer Familie mit drei Kindern: Das älteste muss sich erst alle Rechte erkämpfen, das jüngste ist das Nesthäkchen und wird von allen geliebt, und das mittlere – ist eben das mittlere. Das ist halt da, aber was man so richtig damit anfangen soll, weiß auch keiner.

Vielleicht habe ich meine Erwartungshaltung an The Two Towers ein wenig zu hoch geschraubt. In den ersten Teil bin ich mit der Einstellung reingegangen „Ach, der gefällt mir sowieso nicht, ich hab nicht mal das Buch durchgehalten, und mit Fantasy kann man mich eh jagen“. Wahrscheinlich fand ich ihn deshalb überraschenderweise ziemlich klasse. Ich hab mich nicht gelangweilt, ich war von den Kulissen und den ganzen Massenaufmärschen begeistert, ich konnte mich in eine völlig neue und mit wahnwitziger Liebe zum Detail gestaltete Welt fallenlassen, die Geschichte begann sich zu entfalten, und man lernte in aller Ruhe die Charaktere kennen. Ich hab nicht mal gemerkt, wie irrsinnig lang der Film war.

Das ging mir bei The Two Towers leider nicht so. Die Welt kannte ich jetzt, die Charaktere waren dieselben, und Neuseeland ist immer noch Neuseeland. Spätestens nach dem 17. Schnitt auf Pippin und Merry, die drei Stunden lang in diesem Baumwesen hocken und nicht wirklich zur Story beitragen, oder dem 100. Augenrollen von Frodo (“It’s getting heavier, Sam” – ja, hab ich jetzt verstanden) wollte ich einfach nur, dass es irgendwie WEITER ging.

Natürlich ist der zweite Teil einer Trilogie der undankbarste, weil eben im ersten alle Storys ihren Anfang haben und im dritten die große Auflösung wartet, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass auch Regisseur Peter Jackson durch diesen Teil einfach nur durchwollte.

Ich honoriere durchaus, dass bei so gut wie allen Storylines ein gewisser Anfang und ein ebensolches Ende da war: Der Gollum tritt als Bösewicht auf, erfährt eine Wandlung zum Guten und wird am Ende vielleicht doch wieder zur Bedrohung für unsere lieben, kleinen Hobbits. Sehr schön. Die Geschichte von Arwen und Aragorn bleibt weiter in der Schwebe, bekommt aber noch ein schönes Detail durch den Auftritt von Éowynn. Auch okay (wobei ich gerade ne Menge Kommentare auf diversen Websites gelesen habe, die am liebsten ganz auf die Liebesgeschichte verzichtet hätten. Seh ich anders. Dann wär’s ja nur noch Säbelrasseln am Stück und damit noch langweiliger). Zurück zu den Storys: Sam und Frodo stolpern leider einfach nur weiter in Richtung Mordor, und Legolas und Gimli sind immer noch Staffage (der eine schick, der andere wenigstens ziemlich unterhaltsam). Das war mir einfach ein bisschen zu wenig. Selbst die einzig neue Story mit König Théoden ging so im Zeitraffer an mir vorbei. Da hätte ich mir mehr erwartet, anstatt, wie schon gesagt, mal wieder zu den Hobbits im Baum zu schneiden. Wobei ich persönlich mich natürlich über jede Szene mit Schnuckel Aragorn gefreut habe, und auch Gandalfs Schimmel in Zeitlupe hat mein Mädchenherz aufgehen lassen (würg).

Ich habe einfach ein bisschen den Zug, den Drang vermisst, den der erste Teil hatte. Dieses atemlose „Im Sitz verharren und gar nicht wieder aus dem Kino gehen wollen“ hatte ich dieses Mal nicht. Vielleicht war mir die Schlacht zum Schluss auch einfach zu ausgedehnt, vielleicht hatte ich das alles so oder so ähnlich schon in Gladiator oder Braveheart gesehen, vielleicht gab es einfach weniger zu staunen, vielleicht hatte ich mir den Trailer einmal zu oft angeguckt, keine Ahnung. Ich bin gerade selber ein wenig nölig, dass ich mir den Film nicht schönreden kann, denn ich wollte ihn, verdammt nochmal, lieben.

Das hat nicht ganz geklappt. Trotzdem bleibt ein Heidenrespekt für den logistischen Aufwand, die Massenszenen, die unglaubliche Animation des Gollum, die mich wirklich mit offenem Mund hat dasitzen lassen, und die überzeugende schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles. Ich bin ziemlich davon beeindruckt, dass die Jungs (und wenigen Mädels) es schaffen, selbst absolute Nullnummern wie “There’s always hope” würdevoll und nicht peinlich-pathetisch über die Lippen zu bringen.

Warten wir also aufs Nesthäkchen, auf das große Finale, das hoffentlich bombastisch werden wird. Und ich les jetzt das Buch zu Ende. Denn trotz der halbherzigen Schelte auf den Film will ich ziemlich dringend wissen, wie’s weitergeht.

(Und hier die Kritik nach dem zweiten Sehen:)

Ich muss peinlicherweise meine erste Kritik gnadenlos widerrufen. Ich weiß gar nicht, wieso mir der beim ersten Mal nicht gefallen hat. Hm. Vielleicht nützt die „Ausrede“, dass ich eben die Bücher nicht kenne bzw. das erste vor 15 Jahren mal gelesen habe und danach nie wieder was mit dem Ring am Hut hatte. Daher war ich schon bei The Fellowship of the Ring ziemlich damit beschäftigt, mir die ganzen Namen und Rassen und Orte zu merken, die vorkamen – und, hey, das waren nicht eben wenige.

So ging’s mir bei The Two Towers auch – ich wusste zwar inzwischen, wer Frodo war, und Legolas und Aragorn hatte ich mir (logischerweise) auch gemerkt, aber das war’s dann auch. Der komische vergreiste König, seine Nichte, Boromirs Bruder und wer da noch alles auf einmal rumlief – alles neue Gesichter und Geschichten, die ich anscheinend erstmal einordnen musste. Anders kann ich es mir nicht erklären, wieso diese emotionale Wucht, mit der der Film mich beim zweiten Sehen erwischt hat, mir beim ersten Mal nicht mal aufgefallen ist.

Fast jeder der Akteure hat seine inneren Kämpfe um sein persönliches Gut oder Böse auszufechten. Frodo sowieso, aber die anderen eben auch: Aragorn ist zwischen alter und neuer Liebe hin- und hergerissen, Théoden kann sich nicht zwischen Kampf und Rückzug entscheiden, Faramir schwankt zwischen persönlichem Triumph (der Ring muss nach Gondor) und Niederlage (er lässt Frodo und Sam gehen). Der Rest der Akteure hat es einfacher und steht gleich auf der richtigen Seite: die Elben, Éomer und natürlich Sam, der immer weiß, was richtig ist.

Erst beim zweiten Sehen sind mir die ganzen dichten Beziehungen aufgefallen, die den Film plötzlich für mich gut gemacht haben: Sam und Frodo, das Trio aus Aragorn, Legolas und Gimli, Gandalf, der das Gute an sich verkörpert und so eine Leitfigur ist, zu der sich alle flüchten können. Auf einmal war der Film nicht nur eine Schlacht nach der anderen mit ein bisschen Mädchenkram zwischendurch, sondern plötzlich entfaltete sich die ganze Größe der Geschichte vor mir: der Kampf um Schatten und Licht, die einzige, große Hoffnung auf das Gute in allem, wie Sam es rührend auf den Punkt bringt, die Versuchung der Macht, die hehren Ideale von Loyalität und Treue.

Wow. Ich verstehe immer noch nicht, wieso ich als alter Wagnerianer, der bereits zehnmal eine andere Ring-Trilogie (eigentlich Tetralogie) gesehen hat, die fast dieselbe Geschichte erzählt, nicht gleich begeistert aus dem Kino gekommen bin.

Und auch beim zweiten Mal hat mich der Gollum wirklich dahingerafft: Eine so rührende Darstellung hab ich bei einer animierten Figur das letzte Mal bei Jessie aus Toy Story 2 gesehen. Und, ja, diesmal hab ich auch geheult.

Also: Ich habe mich geirrt in meiner ersten Einschätzung, aber irgendwas in mir hat mich glücklicherweise nochmal in den Film gehen lassen (nein, es war nicht nur die Aussicht, Viggo anschmachten zu können). Ich bin froh, dass ich ihn nochmal geguckt hab. Obwohl – so richtig froh auch nicht, denn weil ich ihn jetzt plötzlich gut finde, müsste ich eigentlich nochmal rein. Ächz.

(Beim dritten Sehen habe ich mal auf die Effekte geachtet:)

Mir ist grad aufgefallen, wie selbstverständlich wir inzwischen Special Effects in Filmen hinnehmen. Das einzige, was mir wirklich aufgefallen ist, ist der Gollum. Wahrscheinlich, weil wir da eine gute Schablone haben, die wir zum Vergleich heranziehen können: uns als menschliche Wesen. Der Gollum fällt uns als gelungen auf, weil er uns schon verdammt nahe kommt – was die Haut angeht, die Mimik, die Dreidimensionalität. Mir fehlt allerdings immer noch die Schwerkraft. Wieso sehen animierte Wesen immer so aus, als würden sie nichts wiegen? Verstehe ich nicht. Anyone?

Aber über den Gollum habe ich persönlich beim ersten und zweiten Sehen den ganzen Rest des Films kaum mitgekriegt. Da waren zum Beispiel noch die Ents, die Baumwesen, die einfach fantastisch aussahen: kein bisschen kitschig, kein bisschen kuschelig, sondern – ja, wie Ents eben aussehen sollen. Passt schon. Oder die monströse Schlacht zum Schluss. Ich will gar nicht wissen, wie lange die armen CGI-Praktis am Orc-Heer gebastelt haben. Oder die ganzen Locations: Ich bin mir schon ziemlich sicher, dass ein Großteil von Gondor und Rohan am Rechner entstanden ist. Und das sah alles nicht so dämlich-künstlich aus wie der Star Wars-Dreck.

Was ich sagen will, ist, dass ich es ziemlich klasse finde, dass wir über die erste Phase der Faszination von SFX hinweg sind, dass wir uns nach dem Film also nicht mehr über die „coolen Computertricks“ unterhalten, sondern über die Story. Schön, wenn Effekte wirklich der Handlung dienen und eben nicht – ja – Effekthascherei sind. Dann fällt einem natürlich so eine Szene wie der etwas seltsame Aufstieg von Legolas auf sein Hottehü doppelt auf. Denn der war, wie ich finde, effekthascherisch. Aber immerhin ging mal ein Raunen durchs Kino. Schon verziehen.

(Und beim vierten Mal hab ich endlich in Ruhe Viggo „Aragorn“ Mortensen anschmachten können. Finally.)

The Weight of Water

The Weight of Water (Das Gewicht des Wassers): Die Vergangenheit und die Gegenwart in eine Filmhandlung zu packen, scheint ja gerade in Mode zu kommen (siehe Possession mit Gwyneth Paltrow). In The Weight of Water mischt sich ein Mord, der 1875 geschehen ist, mit einer Gegenwartshandlung um eine Fotoreporterin, die die Stätte dieses Mordes fotografieren soll und so, hach, nebenbei, mal eben den wahren Mörder herausfindet. Blödsinniger Quatsch, wenn mich auch Liz Hurley positiv überrascht hat. Vielleicht ist sie ja doch ne Schauspielerin. Aber wieso muss Sean Penn neuerdings soviel Müll drehen? Kann er seine Miete nicht mehr zahlen?

40 Days and 40 Nights

40 Days and 40 Nights (40 Tage und 40 Nächte): nicht wirklich. Mich würde ja mal interessieren, ob das Filmbild des sexbessenen und total triebgesteuerten Kerls wirklich stimmt. Ich meine, 40 Tage ohne – ja, mein Gott. Aber auch hier eine Überraschung bei den Akteuren: Das Weichei Josh Pearl Harbor Hartnett hat ne schicke Tätowierung auf der Schulter. Das einzig Gute an dem Film.

Das weiße Rauschen

Das weiße Rauschen: gut gemeinter, aber total langweiliger deutscher Film. Die wackelige Digitalkamera soll Authentizität zeigen, nervt aber bloß. Dass Schizophrenie ein spannendes Filmthema ist (wie Regisseur Hans Weingartner in den opulenten DVD-Features erzählt), seh ich auch so, aber so ein bisschen Handlung wär schon schön gewesen.

Birthday Girl

Birthday Girl: zu Unrecht im Kino untergegangener Film mit einer überraschend guten Nicole Kidman als russische Kleinkriminelle, Ben Chaplin als gehörnter Depp, der sich Mädchen aus dem Katalog bestellt und Vincent Cassel und Mathieu Kassovitz als Nicoles Komplizen mit einem netten Plan und schönen Polaroids.

To End All Wars

To End All Wars: Mit Kiefer. War eigentlich der einzige Grund, mir den Film aus der Videothek holen zu lassen. Ich wurde dann aber sehr überrascht von der emotionalen Power, mit der dieser Film mich dahingerafft hat.

Es geht um die wahre Geschichte von Ernest Gordon, der Ende des Zweiten Weltkriegs in japanische Gefangenschaft gerät und mit seinen Mithäftlingen eine Bahnlinie zwischen Burma und Thailand bauen muss. Vordergründig geht es also um Kriegsgefangenschaft, Entbehrungen, Folter. Was den Film aber so anrührend gemacht hat, ist der religiöse Unterton. Um ihre Würde zu behalten, etablieren die Männer eine Art Dschungeluniversität, in der die Studierten des Regiments dem Rest Philosophie, Literatur und Kunst beibringen. Dazu gibt es die so genannte Church without Walls, in der die christliche Lehre gepredigt wird. Das Lager teilt sich in Männer, die moralisch ihren Kriegsherren überlegen sind und auch die andere Wange hinhalten, wenn sie geschlagen werden, und den Männern, die auf blutige Rache oder Flucht sinnen.

Was mich beeindruckt hat, ist, dass das ganze kein Hollywoodschmonz ist, sondern eine wahre Begebenheit. Der Film geht auch recht sparsam mit den üblichen Tränendrüsenklischees um. Zum Schluss allerdings greift er auf denselben Kunstgriff wie Schindler’s List zurück: Der echte Ernest Gordon trifft über 50 Jahre nach Kriegsende den ehemaligen Übersetzer Takashi Nagase wieder, dem einzigen Japaner im Lager, dem im Film Mitgefühl zugestanden wird. Beide hat das Erlebnis im Lager nachhaltig verändert, und beide haben ihr Leben danach Gott gewidmet: Gordon ist Pfarrer, Nagase Priester geworden.

Meines Wissens nach lief der Film hier noch gar nicht im Kino. Falls er noch starten sollte und ihr einen sehr bewegenden, menschlichen Film sehen wollt, dann wäre das mein Tipp. (Ja, und Kiefer ist ziemlich niedlich. Aber es spielen auch noch Robert Carlyle und zwei Schnuckels mit, deren Gesichter ich mir ab sofort merken werde: Mark Strong und (was für ein Name:) Ciarán McMenamin.