Monster’s Ball

Monster’s Ball
(USA, 2001)

Darsteller: Halle Berry, Billy Bob Thornton, Heath Ledger, Peter Boyle, Sean Combs
Drehbuch: Milo Addica & Will Rokos
Kamera: Roberto Schaefer
Musik: Asche and Spencer
Regie: Marc Forster

Monster’s Ball ist der Film, für den Halle Berry als erste schwarze Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Im Moment läuft sogar eine ziemlich beknackte Radiowerbung, die genau darauf abzielt: „Erinnern Sie sich noch an die Oscar-Nacht und Halles bewegende Rede? Jetzt kommt der Film in die Kinos, für den blablabla …“

Das, was mir an Monster’s Ball am besten gefallen hat, war, dass ich während des Film nicht einmal an Halles bewegende Rede gedacht habe. Sie spielt einfach so großartig und überzeugend, dass ich gar nicht dazu kam, an etwas anderes zu denken.

Und Gelegenheit hätte man eigentlich genug dazu, denn der Film fließt in einem sehr gemächlichen Tempo am Zuschauer vorbei, obwohl er eine lange Geschichte erzählen muss: die Geschichte von Hank, dem weißen Gefängnisaufseher; seinem Sohn Sonny, der sich umbringt; seinem Vater Buck, der, ganz Abziehbild-Südstaatler, die „Nigger“ hasst und zum Schluss in einem Altersheim zugrunde geht; die Geschichte des schwarzen, zum Tode verurteilten und von Hank und Sonny hingerichteten Lawrence; dessen Sohn Tyrell, der bei einem Autounfall stirbt, und dessen Frau Leticia, die aus ihrem Haus geworfen wird, weil sie die Miete nicht mehr zahlen kann. Alle kleinen Geschichten werden von einer großen zusammengehalten: die über die Liebe, die langsam zwischen Hank und Leticia entsteht.

Diese Liebe kann nur entstehen, nachdem viele Hindernisse aus dem Weg geräumt wurden. Und man fragt sich während des Films schon ein wenig unbehaglich, ob diese ganzen Zufälle und Ereignisse, die so ziemlich alle Charaktere dahinraffen, sein mussten, um Hank und Leticia zusammenzuführen. Ist es das, was mir der Film sagen will? Die Liebe bahnt sich ihren Weg und führt kompromisslos die beiden Menschen zusammen, die zusammen gehören, weil sie sich, schlicht und gar nicht einfach, glücklich machen können?

Vielleicht. Vielleicht will mir der Film aber auch erzählen, dass wir alle Produkte unserer Erziehung sind, unserer Umwelt, unserer Gene. In beiden Familien, die wir im Film kennenlernen, geben die Väter etwas an ihre Söhne weiter: Talent. Hass. Die Hautfarbe. Den Beruf. Vielleicht muss man erst über seine Formung, seine angebliche Vorbestimmung hinwegkommen, um Glück zu finden. So wie Hank erst nach dem Scheitern seines Sohns bereit genug ist, zuzugeben, dass auch er gescheitert ist. Erst da widersetzt er sich auch seinem Vater, seiner Vorbestimmung, um sich seinen eigenen Weg zu suchen. Und den geht er mit Leticia zusammen, der unwahrscheinlichsten aller Kandidatinnen auf seinem Weg.

Monster’s Ball erzählt aber noch mehr: Er beschreibt den Süden der USA sehr realistisch, den Rassenhass, die Resignation. Er behandelt das Thema Todesstrafe sehr eindringlich, aber nicht zeigefingerig. Er erzählt von den kleinen Fluchten der Menschen aus der Realität, aus ihrer Einsamkeit, aus ihren Rollen – durch Drogen, durch Sex für Geld, durch Kunst. Eigentlich erzählt er uns in sehr schlichten Bildern und Sätzen von Menschen. Einfach nur von Menschen und ihren Gefühlen. Sehr direkt, sehr emotional und sehr bewegend.

Und, wie gesagt, am meisten bewegt Halle Berry. Sie spielt schon so schonungslos, dass es fast weh tut, ihr dabei zuzusehen, wie ihr Leben zerbricht. Und daher tut es sehr, sehr gut, ihr auch dabei zuzusehen, wie sie aufgefangen wird. Vom unwahrscheinlichsten Kandidaten auf ihrem Weg. Aber nur er weiß, was sie braucht, denn es ist genau das, was er auch braucht: Geborgenheit. Hoffnung. Heilung. Zukunft.

666 – Trau keinem, mit dem du schläfst

666 – Trau keinem, mit dem du schläfst: Überraschenderweise sehr, sehr unterhaltsam. Habe mich dabei erwischt, wie ich mehrere Male lauthals lachen musste – über eine deutsche Komödie, wohlgemerkt. Jan Josef Liefers ist eh ein Schnuckel, und die ganzen Gastauftritte der Promis (darunter eine recht unterhaltsame Claudia Schiffer, eine wie immer unüberzeugende Verona Feldbusch, der Jan-Josef aber immerhin an die Titten darf und ein komplett unbegabter, aber sehr kleidsamer Boris Becker) waren schon schön.

K-PAX

K-PAX: Kevin Spacey und Jeff Bridges können eh nix falsch machen, aber ich hab den Film eigentlich nicht verstanden. Isser jetzt ein Außerirdischer oder nicht? Ich glaub ja nicht, aber dann machen ein paar Szenen rückblickend nicht mehr viel Sinn. Wenigstens haben sich die Filmemacher die übliche Klapsmühlen-Litanei „Die Irren sind viel vernünftiger als die Normalos“ erspart.

Riding in Cars with Boys

Riding in Cars With Boys (Unterwegs mit Jungs): Och … hätte besser sein können. So sehr ich Drew Barrymore mag – für 15 geht sie einfach nicht mehr durch. Aber die Quintessenz des Films: „Die Dinge, von denen wir immer glauben, sie würden uns daran hindern, anders, besser zu leben, SIND unser Leben“ fand ich ganz reizvoll.

Road to Perdition

Eine Durchsage für alle Abonnenten meiner Kinokritiken: Eine ausführliche zu Road to Perdition werdet ihr hier nicht finden, denn den Film habe ich eben nach einer Stunde, die mir unendlich schien, verlassen. Meine Fresse, ist der schlecht.

In American Beauty fand ich die absolute Zurückhaltung von Regisseur Sam Mendes ja okay, sogar notwendig, um die Charaktere zur Geltung kommen zu lassen, um ihre Einsamkeit noch zu verstärken. Aber American Beauty hatte auch ein grandioses Script, in dem jeder Satz einen Punkt gemacht hat, das mir die Personen näher gebracht hat, das eben einen Sinn für den Fortgang der Handlung hatte. In Road to Perdition habe ich nicht mal eine Handlung erkennen können. Und wenn da eine war, war sie so langsam und uninspiriert gefilmt, dass sie mir bereits nach zehn Minuten egal war.

Eine der ersten Regeln des Drehbuchschreibens ist: Sorg dafür, dass das Publikum sich für deine Charaktere interessiert. Denn wenn sie dem Publikum egal sind, wird es sich auch einen Scheiß darum kümmern, was für schreckliche Dinge den Figuren gerade zustoßen. Und genau das war mein Problem mit Road to Perdition: Ich habe einen eiskalten Tom Hanks gesehen, zwei Jungs, die mir völlig sinnfrei erscheinende Dialoge hatten und Jennifer Jason Leigh, die auch nur vier Sätze sagen durfte, bevor sie umgebracht wurde. Und das war mir dann auch schon ziemlich egal.

Es ist schon schwierig genug, mich dazu zu bringen, irgendeinen Charakter auf der Leinwand zu mögen. Um mich dazu zu bringen, einen Auftragskiller sympathisch zu finden, muss man schon mehr Aufwand betreiben, als Tom Hanks mit Schnauzbart zu filmen.

Mann, bin ich schlecht gelaunt. Merk’s dir, Sam: Episch heißt nicht langweilig.

Jetzt hab ich’s gestern doch verpasst, mir die Live-Übertragung aus der Cheops-Pyramide anzugucken. Als ich es heute morgen in den Nachrichten gesehen habe, ist sofort die Erinnerung hochgekommen, wie ich in Ägypten zum ersten Mal vor den Pyramiden stand.

Meine Schwester und ich haben von meinen Eltern zur Konfirmation kein Geld geschenkt bekommen, sondern – viel besser – eine Reise mit der ganzen Familie, wohin wir wollen. Seit ich mit sieben oder acht Jahren ein Kinderbuch über Ägypten bekommen hatte, war ich völlig fasziniert von der Kultur, den Bauwerken – und wahrscheinlich von den ganzen Goldschätzen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mit ungefähr zehn Jahren in einer Ausstellung im hannöverschen Kestner-Museum war: „Die Goldschätze des Tutenchamun“. Ich habe mindestens eine Viertelstunde vor der Goldmaske gestanden, bis meine Eltern mich von ihr wegziehen konnten: „Anke, ist gut jetzt. Der Typ wacht nicht mehr auf, und wir stehen im Parkverbot.“

Ich konnte es überhaupt nicht begreifen, wie ein Mensch, so jung, unsterblich werden konnte. Ich habe mir immer vorgestellt, was er den ganzen Tag so macht. Während wir kleinen Zivilisationskinder spielen und Nena hören, sitzt er irgendwo auf einem Thron und regiert ein Weltreich. Und dann wird er schnöde von irgendwelchen Konkurrenten ermordert, kriegt immerhin noch ein ziemlich üppiges Begräbnis und wird in einem Grab verscharrt, das erst 5.000 Jahre später wiederentdeckt wird. Und jetzt hängt seine Totenmaske in einem Museum, und kleine Ankes stehen davor und schauen ihm in die starren Lapislazuli-Augen. Wow.

Mein Reiseziel war also klar: Ägypten.

1991 sind wir endlich dahingekommen, Jahre nach meiner Konfirmation. Ich erinnere mich daran, als ich zum ersten Mal die Pyramiden gesehen habe. Unser Hotel lag ziemlich am Stadtrand von Kairo, genau wie die drei großen Pyramiden eben (in zehn Jahren liegen sie wahrscheinlich in der Innenstadt), und gleich am ersten Morgen unserer Studienreise saßen wir im Bus auf dem Weg zur Sphinx. Ich guckte so versonnen aus dem Busfenster, schaute mir die für mich völlig neue und sehr ungewohnte Umgebung an, da sah ich plötzlich zwischen einigen Häusern ganz kurz die Spitze einer Pyramide. Ich riß meine Augen auf und wartete, bis der Bus wieder an einer Lücke zwischen den Häusern vorbeifuhr, und da! da war sie wieder. Ich habe meinen Atem angehalten und einfach nur wie paralysiert auf die Spitze geguckt, bis der Bus schließlich um eine Kurve fuhr und sie alle drei vor uns lagen. Unter einem strahlend blauen Himmel, hinter ihnen nur Sand, standen da ganz selbstverständlich die drei größten Pyramiden auf diesem Planeten. Und ich war nur wenige Meter von ihnen entfernt.

Ich hab schon im Bus angefangen zu heulen, weil ich es einfach nicht fassen konnte, wirklich hier zu sein, sie wirklich zu sehen und wirklich anfassen zu können.

Nachdem wir uns durch den üblichen Tourischeiß aus Kamelreitern und Souvenierspacken durchgewühlt hatten, standen wir schließlich direkt vor der Cheops-Pyramide. Ich hab gar nichts mehr gesagt und einfach nur gestaunt. Wenn man sich direkt an die Mauer der Pyramide stellt und den Kopf in den Nacken legt, kann man den Himmel nicht mehr sehen, so hoch und gewaltig ist sie. Der Stein fühlt sich warm und porös an. Und die einzelnen Blöcke sind riesig. Auf Fotos sehen die Pyramiden immer so nett und unschuldig aus, aber wenn man direkt vor ihnen steht, ahnt man, welche übermenschlichen Anstrengungen vonnöten waren, um sie zu errichten.

Ich war, glaube ich, selten so ergriffen wie in dem Moment, als ich die Pyramiden zum ersten Mal gesehen habe. Ich habe die Große Mauer in China gesehen, die Klagemauer, den Felsendom, die Grabeskirche in Jerusalem, den Kölner Dom – monumentale Bauwerke, kaum fassbar, wenn man sie nicht berührt oder gesehen hat. Aber als ich an den Pyramiden stand, hatte ich einen dieser wenigen Augenblicke von Ehrfurcht vor menschlicher Leistung.

(Meine Schwester wollte übrigens nach Disneyland, aber mit einem entsprechenden Maß an Familiendiktatur haben wir sie überzeugt, dass sie doch viel lieber schon immer nach China wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring

Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring (Der Herr der Ringe: Die Gefährten): kann man machen. Ich ziehe mir ja gerne die Wut der Fantasy-Fans zu, denn ich muss gestehen, dass ich die Bücher gehasst habe. Bzw. das Buch, denn ich habe nur den ersten Teil durchgehalten und das auch nur, weil ich mir bei jeder Seite gesagt habe: „Ich lese diesen Scheiß zuende, und wenn es das letzte ist, was ich tue.“ Für die Teile 2 und 3 hatte ich nicht mehr die Kraft. Ich mag’s einfach nicht. Daher war ich vom Film positiv überrascht. Ich fand ihn größtenteils spannend, wunderschön fotografiert, überraschenderweise nicht zu lang, und wenn die ganzen, doofen Kämpfe ein bisschen gerafft gewesen wären, würde er von mir eine 8 von 10 kriegen. Für einen Fantasy-Schinken ein wahrer Ritterschlag.

Memento

Memento: kann man machen. Den Film habe ich etwas verspätet gesehen, nachdem mir weißderGeier wieviele meiner Kollegen und Freunde erzählt haben, wie toll er wäre. Daher bin ich wahrscheinlich mit Riesenerwartungen reingegangen und kam ein bisschen ernüchtert wieder raus. Ich fand die Idee hinter dem Film natürlich grandios. Und gezwungenermaßen fand ich den Film daher auch sehr fesselnd, denn wenn man mal zwei Minuten auf dem Klo war, konnte man den Rest des Films, glaube ich, abhaken. Ich fand ihn nicht schlecht, aber eben auch nicht grandios. Richtig begeistert war ich eigentlich erst nach dem zweiten und dritten Gucken und dem stundenlang im Internet nach Informationen-Suchen. Vornehmlich auf den imdb-Message Boards, auf denen ja die wildesten Theorien diskutiert werden. Sehr amüsant. Daher habe ich meine Meinung nachträglich ein wenig nach oben korrigiert. Und für das konsequent durchgezogene Drehbuch gibt’s ne satte 9.